Bürgerbeteiligung

Der Autor (langjähriger Mitarbeiter der Führungsakademie Baden-Württemberg) besitzt Erfahrungen aus langjähriger Beratungstätigkeit in der Prozessgestaltung und schöpft damit aus einem reichhaltigen Praxisfundus.

Im ersten Kapitel verschafft er dem Leser einen Überblick über die Entwicklungslinien, die beim Thema Bürgerbeteiligung zu berücksichtigen sind. Hier sei besonders auf die motivationspsychologische Facette der Steuerungsparadigmen von Government (extrinsisch) und Governance hingewiesen. Aus meiner Beratungserfahrung heraus wird dies in Change-Prozessen häufig zu selten thematisiert.

Auch die Beschreibung der Akteure und Rollen in Beteiligungsprozessen ist Mauch im Kapitel zwei gut gelungen. Die Verbindung mit den Sinus-Milieus hat mich angeregt, diese auch bei betrieblichen Change-Prozessen stärker im Blick zu behalten.

Das Kapitel drei (Führen und Steuern von Beteiligungsprozessen) beginnt mit einer Reflexion zum Thema laterale Führung. Meines Erachtens ist dies keine Besonderheit von Beteiligungsprozessen die Bürger im Blick haben, sondern ein Phänomen von Veränderungsprozessen insgesamt. Über Weisung von oben erreiche ich in den seltensten Fällen mein Veränderungsziel, sondern viel eher und effizienter über Kooperation und intrinsische Motivation. Die Gefahr einer Verweigerungshaltung oder „Dienst nach Vorschrift“ ist bei einem Vorgehen Top-Down, ohne Mitwirkungsoptionen, einfach zu groß. Die Reflexion von Mauch über das Dreieck von Verständigung, Vertrauen und Macht ist dafür sicherlich hilfreich. Ein kleines Manko: Die Trennschärfe dieses Kapitels zu den beiden folgenden Kapiteln:

  • Kapitel 4: Management von Veränderungen
  • Kapitel 5: Steuerung von Beteiligungsprozessen

bleibt meines Erachtens zu offen.

Im Kapitel vier greift Mauch auf ein klassisches Modell von Veränderungsprozessen von Kurt Lewin (unfreezing, moving, refreezing) zurück. Meine Erfahrung aus der Praxis des Change Managements: Dies greift zu kurz und wird der Dynamik von Veränderungsprozessen nicht mehr gerecht. Hier hätten weitere Perspektiven wie John P. Kotter u.a. dem Blick auf Veränderungsprozesse unbedingt gut getan. Die Perspektive auf Veränderungsprozesse ist in diesem Kapitel eindeutig mechanistisch. Ich erlebe hier z.B. agile Ansätze wie SCRUM als äußerst belebend.

Im Kapitel fünf blüht der Autor auf. Bei der Steuerung von Beteiligungsprozessen ist seine Praxiserfahrung auf fast jeder Seite spürbar. Dieses Kapitel fünf stellt sozusagen eine Checkliste für Beteiligungsverfahren dar – für die Lehrgangsteilnehmer sicherlich passend. Für den Leser mit der eingangs beschriebenen Perspektive hätte ich mir hier mehr methodische Hinweise für die Durchführungsformen gewünscht, z.B. wie funktioniert ein Bürger/-innenrat konkret?

Das Kapitel sechs (Anforderungen an das Beteiligungsmanagement) steckt den Handlungsrahmen ab und gibt gute Hinweise auf Stabilisierungsbedingungen in Beteiligungsprozessen.

Kapitel sieben widmet sich der Frage nach Aufwand und Nutzen und weist insbesondere auf immer wieder übersehene Effizienzpotenziale bei Beteiligungsprozessen hin.

Ob das Kapitel acht als Werbekapitel für den Lehrgang wirklich sein muss, hier habe ich meine Zweifel.

Eine breite Literaturübersicht schließt das Ganze ab.

Mein Fazit: Als erster Blick auf das Thema empfehlenswert. Unter dem Stichwort „Führen“ von Beteiligungsprozessen insbesondere im Hinblick auf anzuwendende Methoden durchaus ausbaufähig. Vielleicht ergänzt der Autor dieses Werk ja um ein Praxishandbuch Bürgerbeteiligung? Dann bitte – zur leichteren Lesbarkeit – mit besser gestalteten Grafiken und in einer größeren Schrifttype.

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