Fehlervermeidung und Lernen forcieren

Fehlervermeidung durch offenes Zugeben von Fehlern?

Als Führungskraft seine Mitarbeiter für einen offenen Umgang mit Fehlern zu motivieren, um daraus eine Fehlervermeidung zu erwirken, ist nicht leicht. Niemand gibt gerne einen Fehler zu. Und dennoch bieten Missgeschicke und Fehler immer eine Chance, unerwartete Lösungen zu entwickeln. Ein „nettes Beispiel“ aus der Praxis veröffentlichte die WELT, am 06.07.2017.

„Hier bekommen Mitarbeiter für Fehler einen Pokal“ – Die WELT

„Der Schreibfehler ist Absicht, und auch die Auszeichnung ist ernst gemeint: Das Hamburger Unternehmen EOS vergibt an seine Mitarbeiter regelmäßig einen Wanderpokal für den Fehler des Kwartals. <<Mit dem Pokal zeichnen wir mutige Mitarbeiter aus, die ihre Fehler offen angesprochen haben und so allen dabei helfen, ähnliche Fehler zu vermeiden>>, erklärt Sylke Sergel, Personalchefin des Inkassounternehmens, das zur Otto-Group zählt. Im Vordergrund steht der konstruktive Umgang mit Fehlern und der Lernerfolg daraus.“

Frau Sergel lenkt damit den Fokus in die entscheidende Richtung: wie können wir in den Unternehmen und Organisationen Fehler als Lernanlass und Verbesserungsquelle nutzen?

Das heißt keineswegs, Fehler zu ignorieren. Eine intensive Fehleranalyse bildet vielmehr die Basis für den erhofften Lernerfolg. Doch es geht um die Grundhaltung, mit der die Fehler erforscht werden. Ist dies Fingerpointing oder Recherche nach Lernquellen?

Verbesserungskultur Fehlervermeidung

Fehleranalyse auf der Ebene von Verhalten, Einstellung und Motivation

Um das Verbesserungspotential im Sinne des Kaizen (Verbesserung zum Guten) optimal zu heben, haben sich drei Ebenen der Fehleranalyse bewährt:

  • Ebene 1: das individuelle Verhalten
    Wusste der Mitarbeiter, welches Verhalten von ihm erwartet wurde und wurde es ihm leicht gemacht, dieses Verhalten zu realisieren? Immer wieder sind Arbeitsumgebungen noch so gestaltet, dass sie fehlerhaftes Verhalten provozieren. Wir alle kennen die Leuchtanzeige an Kaffeeautomaten. Erst wenn wir darauf drücken stellen wir fest, dass der Knopf neben der Leuchtanzeige zur Bedienung vorgesehen ist. Hier hilft das Prinzip des Poka-Yoke aus dem lean-thinking. Alle Dieselfahrer kennen es, wenn sie schon einmal versucht haben, Benzin zu tanken; die Zapfpistole passt nicht und somit wird die Fehlbedienung vermieden. Oder war die Mitarbeiterin in der Lage, das gewünschte Verhalten zu realisieren? Hier entdecken wir häufig unzureichende Skills. Ein klassisches Fertigkeitentraining ist dann häufig die Lösung der Wahl.
  • Ebene 2: das Mindset/die Grundeinstellung
    Häufig stecken Mitarbeiterinnen im Dilemma zwischen z.B. Qualität und Quantität. Fehler sind immer auch ein Hinweis darauf, die erfolgskritischen Entscheidungskriterien für das Handeln der Mitarbeiterin gemeinsam mit ihr zu reflektieren und zu klären.
  • Ebene 3: die individuelle Motivation
    Fehler bieten eine gute Möglichkeit, über die Motivation und die motivationalen Rahmenbedingungen ins Gespräch zu kommen. Normalerweise möchte ein Mitarbeiter nicht bei einem Fehler entdeckt werden. Wenn der Fehler motivational bedingt ist, sind Mitarbeiter in der Regel dankbar, wenn die Führungskraft gemeinsam mit ihnen nach Möglichkeiten sucht, an der Demotivation zu arbeiten. Häufig stehen private oder familiäre Spannungsfelder im Hintergrund, die es dem Mitarbeiter nicht leicht machen, voll motiviert bei der Sache zu sein. Ein Fehler kann in diesem Fall ein Weckruf sein, die bisher verdeckten Themen gemeinsam zu thematisieren und zu lösen.

Fehler Schritt für Schritt optimieren

Spannend wird es auch, wie nach der Fehleranalyse in den Verbesserungsprozess eingestiegen wird. Für Fehlervermeidung muss erst ganz genau feststehen:

  • wie der Fehler in Zukunft um jeden Preis vermieden werden kann?
  • geht es darum, einen Lernprozess Richtung Lösungsraum zu starten?
  • gibt es mehrere sinnstiftende Zielbilder, auf den Ebenen Verhalten, Grundeinstellung oder Motivation, durch welche aus dem Fehler gerlernt werden kann?

Meine Erfahrung: Fehler hebeln. Das heißt sie willkommen zu heißen und konsequent als Lernanlass zu nutzen. Das strategische Prinzip der Effectuation bietet uns hier interessante Anregungen.

Hier geht es zum vollständigen Artikel. Ich habe mich über meine Zitate sehr gefreut.

Zitierung Stephan Teuber in der Zeitung der Welt u.a. Fehlervermeidung

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