Fairness als Führungskompetenz

Fairness? Zahlreiche Anregungen für Gerechtigkeit als Leitwert für Führung

Fairness ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Zusammenarbeit von Menschen! – so lautet die Grundthese des Buchs. Der Autor verspricht in seinem Untertitel „Strategie und Leitfaden für Führungskräfte und Unternehmen der Zukunft“. Die Begriffe „Fairness“ und „Gerechtigkeit“ benutzt Ulrich Wiek synonym. Man könnte den Titel also als einen Versuch sehen, dem Thema Gerechtigkeit in der betrieblichen Welt mehr Gehör zu verschaffen. Und was mir gut gefällt, der Autor leistet auch zahlreiche Vorschläge, wie man Gerechtigkeit ganz praktisch im Führungsalltag zum Thema machen kann, bis hin zu Konkretisierungsvorschlägen für einzelne typische Handlungssituationen von Führungskräften

Ist Fairness mit Gerechtigkeit gleichzusetzen?

Schade finde ich, dass der Autor im Kontext seiner Fairnessdefinition nicht stärker auf den Entstehungshintergrund des Begriffes eingeht. Im Sport wird Fairness häufig thematisiert und ausgezeichnet. Dort wird damit die Frage beantwortet, wie bei Auftreten von Regellücken zu handeln ist, um das Spiel im Sinne der Grundidee des Spieles aufrechtzuerhalten. Sehr spannend dabei ist, dass im Sport je nach Spielklasse, unterschiedliches Handeln als faires Handeln verstanden wird. Während z.B. in hohen Spielklassen im Handball der präzise Torwurf in den Raum direkt neben den Kopf des Torwarts kein Thema von Fairness oder Unfairness ist, wird dies in mittleren Spielklassen als unfair gewertet, da die Verletzungsgefahr für den Torwart bei einem eventuell unpräzisen Wurf (was in diesen Spielklassen durchaus vorkommt) zu hoch ist. In unteren Spielklassen spielt diese Fragestellung wiederum keine Rolle, da die Wurftechnik der Stürmer nicht entsprechend ausgereift ist. Fairness ist damit kontextabhängig (in diesem Beispiel zur Leistungsklasse).

Fairness als Stichwort, um Gerechtigkeitsfragen zu reflektieren

Nimmt man einen weiteren Entstehungshintergrund von Fairness zur Hilfe (das Kooperationsverhalten von Händlern auf einem Markt, engl. fair), wird deutlich, dass es bei Fairness um die Klärung von gegenseitigen Handlungserwartungen in einem klar umrissenen Aufgabenfeld geht. Wie verhalte ich mich als Kaufmann so, dass andere Kaufleute auf Dauer kooperationsbereit bleiben? Riskiere ich diese Kooperationsbereitschaft, dann bricht mein Geschäftsmodell auf Dauer zusammen. Insofern würde ich, anders als der Autor, Konkurrenz und Wettbewerb nicht als Fairnesshürden bezeichnen (vgl. S. 91). Ganz im Gegenteil: Die Grundidee von Fairness entstand genau in Handlungsfeldern, die von Konkurrenz und Wettbewerb geprägt sind! Fairness scheint für kompetitive Situationen eher eine Lösung zu sein.

Grenzen

Spannend finde ich die Frage, wo Fairness als Handlungsprinzip an seine Grenzen stößt. Im Sport ist es immer dann der Fall, wenn der Sinn des Spieles nicht mehr höchstes Ziel ist, sondern z.B. das Recht auf körperliche Unversehrtheit höher zu gewichten ist – was immer wieder auch zum Abbruch des Spieles führt. Im betrieblichen Bereich kennen wir auch Situationen, in denen nicht mehr das wirtschaftliche Handeln oberste Maxime sein darf. Z.B. immer dann, wenn die Herstellungs- oder Absatzbedingungen von Produkten und Dienstleistungen so gegen die Menschenwürde verstoßen, dass sich mir wirtschaftliches Handeln mit gutem Gewissen verbietet.

Zahlreiche Fallbeispiele für Fairness im betrieblichen Miteinander

Was das Buch eindeutig auszeichnet, sind seine zahlreichen Praxisbeispiele, in denen faire und unfaire Optionen des Umgangs miteinander zwischen Mitarbeiter, Führungskraft und auch Kunden thematisiert werden. Sehr inspirierend ist auch der Teil 3: Umgang mit Unfairness.

  • Warum werden kleine Fairnessverstöße leichter geahndet als größere?
  • Was kann ich tun, um über Fairnessverstöße im Betrieb produktiv ins Gespräch zu kommen?
  • Und wann sind Sanktionen – nicht nur auf Strafen beschränkt – die richtige Lösung?

Hier lohnt sich die Lektüre auf alle Fälle!

Ob Fairness als Orientierungspunkt hier alle Erwartungen zu erfüllen vermag, darüber mag sich jede/r Leser/in selbst ein Urteil fällen.

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Cover Fairness als Führungskompetenz - Buchrezension

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