Zweifel und Entscheidungen treffen

Wenn Entscheidungsprozesse ins Stocken geraten

In fast jeder Diskussion in Organisationen tauchen früher oder später Zweifel auf. Muss diese Entscheidung wirklich schon jetzt getroffen werden? Können wir mit der Entscheidung nicht doch noch warten? Was tun wir, wenn sich die Entscheidung im Nachhinein als nicht zielführend erweist?

Woher rühren diese Zweifel im Berufsalltag?

In unseren Beratungen stehen häufig genau diese Zweifel im Mittelpunkt, die eine mögliche Entscheidung begleiten. Nach unserer Erfahrung speisen sich solche Zweifel aus zwei Richtungen.

Zum einen kann die handwerkliche Ebene der Entscheidungsfindung eine Ursache sein. Zögern in Entscheidungssituationen – oft als Zweifel geäußert – kann auf handwerkliche Defizite im Entscheidungsprozess hinweisen. Vielleicht wurden wichtige Rahmenbedingungen nicht ausreichend berücksichtigt – oder entscheidende Kriterien blieben unbeachtet.

Zum anderen können Zweifel ein klarer Hinweis darauf sein, dass die aktuelle Entscheidungsperspektive zu eng gefasst ist.
Prof. Dr. Judith Mangelsdorf schreibt dazu:

„Zweifel kann (…) verstanden werden als die Fähigkeit, das Gegebene in Frage zu stellen. Statt blind einem Impuls, einer Idee oder Aussage zu folgen, schaffe ich Distanz zu inneren Wirklichkeitskonstruktionen – meiner eigenen oder denen anderer Menschen.“
(Ein aus meiner Sicht sehr lesenswerter Beitrag auf LinkedIn.)

Mit Zweifeln in Entscheidungsprozessen professionell umgehen

Unter dem Stichwort „Zögern in Entscheidungsprozessen“ finden sich für Führungskräfte zahlreiche Impulse, wie sie produktiv mit Zögern, Zweifeln und ähnlichen Mustern umgehen können. Für eine aktuelle Führungswerkstatt habe ich das Thema aufbereitet – und stelle die Impulse gerne zur Verfügung.

Warum tauchen solche Zweifel überhaupt auf?

  1. Angst vor Fehlern: Entscheidungen haben Folgen – und niemand möchte für negative Konsequenzen verantwortlich sein.
  2. Unklare Ziele oder Prioritäten: Ist das Ziel unklar, wird Entscheiden zur Herausforderung.
  3. Zu viele Optionen: Paralyse durch Analyse – je mehr Möglichkeiten, desto schwerer fällt die Entscheidung.
  4. Fehlende Entscheidungsstrukturen: Unklarheit darüber, wer wann und wie entscheidet, führt zu Unsicherheit.
  5. Perfektionskultur: Lieber gar keine Entscheidung, als eine unperfekte – das lähmt viele Organisationen.
  6. Entscheidungsumfang: Nicht alles muss auf einmal entschieden werden. Wichtig ist, klar zu benennen, was (noch) nicht entschieden wird.

Entscheidungen treffen: Was kann helfen?

  1. Entscheidungsrahmen schaffen: Klare Kriterien, Fristen und Zuständigkeiten festlegen.
  2. Fehlerfreundlichkeit stärken: Entscheidungen als Lernchance begreifen – nicht jede muss perfekt sein.
  3. Iteratives Vorgehen wählen: In kleinen Schritten entscheiden – mit Raum für Anpassungen.
  4. Transparenz durch Kommunikation: Verstehen alle den Entscheidungsgrund, steigt die Akzeptanz.
  5. Entscheidungsreife prüfen: Nicht jede Entscheidung muss sofort fallen – aber auch nicht jede darf warten.

Fragen zur gemeinsamen Entscheidungsreflexion im Team

In der Moderation von Teamentscheidungen haben sich insbesondere folgende Reflexionsfragen bewährt:

  • Was passiert, wenn wir keine Entscheidung treffen?
  • Was wäre der schlimmste Fall – und wie wahrscheinlich ist er?
  • Welche Informationen fehlen uns aktuell?
  • Wer ist betroffen – und wie können wir diese Personen einbeziehen?
  • Können wir die Entscheidung später korrigieren oder anpassen?

Checkliste zur Vorbereitung auf eine konkrete Entscheidungssituation

1. Klären, ob und was entschieden werden muss

  • Was genau steht zur Entscheidung an?
  • Warum ist eine Entscheidung erforderlich?
  • Was sind die Folgen, wenn wir keine Entscheidung treffen?

2. Vorliegende Informationen prüfen

  • Welche Fakten sind bekannt?
  • Wo bestehen noch Unsicherheiten?
  • Welche Handlungsalternativen stehen zur Verfügung?

3. Betroffene und Beteiligte benennen

  • Wer ist unmittelbar von der Entscheidung betroffen?
  • Wer sollte frühzeitig einbezogen werden?
  • Wer übernimmt Verantwortung für die Entscheidung?

4. Den Rahmen der Entscheidung klar abstecken

  • Zeitrahmen: Bis wann muss die Entscheidung fallen?
  • Zuständigkeit: Wer trifft die Entscheidung?
  • Spielraum: Ist die Entscheidung endgültig oder später korrigierbar?

5. Entscheidung bewusst treffen und festhalten

  • Dokumentieren: Was wurde entschieden, warum, durch wen und wann?
  • Kommunikation planen: Wer wird wie über die Entscheidung informiert?

6. Wirkung beobachten und Entscheidung reflektieren

  • Welche Wirkung zeigt die Entscheidung? Was hat sich konkret verändert?
  • Was können wir aus dieser Entscheidung lernen?
  • Wo besteht Anpassungsbedarf – und was braucht es dafür?

Fazit

Auf gute Entscheidungsprozesse, einen konstruktiven Umgang mit #Zweifel im Berufsalltag – und lernfreudige Teams mit klarer #Entscheidungsfindung!

PS: Gerne komme ich mit Ihnen ins Gespräch – über Entscheidungen, Zweifel und die Chancen, die in ihnen stecken.

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