Essentialismus klingt nach einem neuen Modetrend. Wir lesen viel von Minimalismus, Frugalismus… Der Untertitel: „Die konsequente Suche nach Weniger“ trifft für mich den Inhalt des Buches nicht wirklich exakt. Um was geht es Greg McKeown, dem erfolgreichen Autor und Mitglied des Forum of Young Global Leaders?
Essentialismus als Denkweise/Mindset
Für den Autor ist Essentialismus eine Denkweise. Diese Kernlogik des Essentialismus hilft mir, zu meinem eigentlichen Punkt zu kommen. Wir sind geprägt von Mindsets wie:
- Ich muss …
- Alles ist wichtig.
- Ich kann beides tun.
Diese Mindsets verhindern, dass wir zur vollen Exzellenz gelangen. Wir bleiben auf halber Strecke in unserem Potenzial stecken. McKeown nennt dies „seichtes Gewässer“ (S. 37). Ziel ist es für ihn, diese drei falschen Grundannahmen durch neue zu ersetzen:
- Ich entscheide mich für …
- Nur wenige Dinge sind wirklich wesentlich.
- Ich kann alles Mögliche, aber nicht Alles tun.
Mit diesem Mindset des Essentialismus führt er den Fokus zurück auf das eigentlich Menschliche: Wir sind in Raum und Zeit begrenzt. Deshalb gilt es aktiv zu entscheiden, worauf wir unseren Fokus lenken. Und diesen Fokus sehr aktiv und von sich selbst heraus zu setzen!
Ich habe immer eine Wahl
„Wer Essentialist werden will, braucht ein geschärftes Bewusstsein für die Fähigkeit zu wählen“ (S. 46). Ich habe immer die Wahl, ob ich die Optionen in ihrer Vielfalt versuche oder mich auf das fokussiere, was für mich im Zentrum steht. Natürlich ist diese Wahl keine einfache – doch eine entscheidende für meine Wirkung.
Was ist für mich wirklich wichtig?
Eine sehr schöne Übung, sich selbst auf die Spur zu kommen, ist das persönliche Essenz-Tagebuch. Was ist mir an dem Tag heute als Essenz klar geworden? Auch wenn ich vielleicht nicht jeden Tag eine Essenz für mich gewinne… über die Häufigkeit der Tagebucheinträge hinweg entsteht die Chance, dass ich auch die leisen Töne in mir selbst wahrnehme.
Ist es ein klares Ja?
„Wenn es kein klares Ja ist, dann ist es ein klares Nein“ (S. 126). Ich musste bei dieser Aussage zuerst etwas schlucken. Kann man das wirklich so sagen? Umso länger ich mich damit beobachte, umso häufiger stelle ich fest: Ja, entweder habe ich ein klares Ja zu einem Vorhaben, ansonsten ist es besser, ich verfolge es nicht weiter. Sehr schön finde ich auch, wie es McKeown mit der EKS-Strategie nach Mewes verbindet. Wie muss ich es formulieren, damit ich ein klares Ja erreichen kann? Sein Beispiel dazu: Es sollte nicht um das beste Restaurant in New York City gehen, sondern um das beste Stück Pizza in Downton Brooklyn (S. 129).
Kleine Erfolge entscheiden – sonst bleibe ich nicht auf Kurs
Die Devise ist klar: nicht groß anfangen, um grandios zu scheitern – sondern klein anfangen und auf die Dynamik setzen. Das Verhalten stabilisiert sich mit den erlebten Erfolgen. Mit kleinen Erfolgen komme ich eher auf die Erfolgsspur als mit den big points. Mich erinnert das Ganze an den Zinseszins-Effekt in der Altersvorsorge. Doch das wäre ein anderes Thema…
Für mich ist das Buch eine Einladung zum selbstständigen Weiterdenken: Worin werde ich besser, wenn ich weniger dafür einsetze. Eine spannende Spur Richtung Vitalität…