Ganz schön krank – was Krankenstand und Fehlzeiten mit Führung zu tun haben

„Ganz schön krank“ – so lautet der Titel eines Beitrags im aktuellen Harvard Business Manager (Ausgabe Dezember 2025). Arbeitgeber beklagen, dass der derzeit hohe Krankenstand zunehmend zur wirtschaftlichen Belastung wird.

Fehlzeiten und ihre Folgen – Beispiel aus der Praxis

Im Beitrag wird ein Autohändler vorgestellt, der Mitarbeitenden das leistungsbezogene Weihnachtsgeld streicht, wenn sie mehr als 13 Tage im Jahr fehlen. Er erwartet von seinen Mitarbeitenden Leistungsbereitschaft als Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit. Damit trifft er bei vielen auf Zustimmung.

Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte im September Kritik an den durchschnittlich zehn Arztbesuchen pro Person in Deutschland. Allianz-CEO Oliver Bäte forderte bereits im Januar die Wiedereinführung von Karenztagen. Auch die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird – zumindest für die ersten Krankheitstage – erneut diskutiert.

Gibt es einen „gesunden Krankenstand“?

Der Harvard Business Manager verweist auf eine spannende Studie von Alfitian (2025) zum Zusammenhang zwischen Fehlzeiten und Unternehmensleistung im Einzelhandel. Die Untersuchung basiert auf Daten des Max-Planck-Instituts zur Erforschung kollektiver Güter und ist als Discussion Paper Nr. 2025/2 vollständig einsehbar unter: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/315009/1/1919362401.pdf.

Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Fehlzeiten und Unternehmensleistung in einer großen Einzelhandelskette. Basis der Analyse waren Daten von 1.387 Filialen über einen Zeitraum von 36 Monaten, ergänzt durch öffentliche Gesundheitsstatistiken.

Die zentralen Ergebnisse der Studie lassen aufhorchen:

• Der Zusammenhang zwischen Krankenständen und Umsatz verläuft nicht linear, sondern folgt einer umgekehrten U-Kurve.
• Moderate Fehlzeiten gehen mit höheren Umsätzen einher als eine durchgängige Anwesenheit.
• Sowohl sehr geringe als auch sehr hohe Krankenstände haben negative Auswirkungen auf den Umsatz.

Liegen die tatsächlichen Fehlzeiten unter dem erwartbaren Niveau – etwa während einer Krankheitswelle –, sinken die Umsätze. Ähnliche Effekte lassen sich auch bei der Servicequalität beobachten.

image - Ganz schön krank – was Krankenstand und Fehlzeiten mit Führung zu tun haben

Fehlzeiten im Führungskontext neu denken

Die Studie legt nahe: Fehlzeiten wirken sich nicht per se negativ auf die Unternehmensleistung aus. Als Führungskraft sollte mein Ziel nicht in einer vollständigen Anwesenheit liegen. Im Gegenteil: Der Druck auf vollständige Präsenz kann Abwesenheiten sogar verstärken.

Führungskräfte sollten moderate Fehlzeiten bewusst zulassen und als normal betrachten. Stattdessen gilt es, auf flexible und gesundheitsorientierte Maßnahmen zu setzen. Homeoffice, Schichttausch oder Präventionsangebote sind einfache und wirksame erste Schritte.

Auch eine vorausschauende Personalplanung – etwa bei absehbaren Krankheitswellen – hilft, die Servicequalität aufrechtzuerhalten.

Fehlzeitenquote als Führungssignal begreifen

Hohe Fehlzeitenquoten deuten häufig auf eine geringe Arbeitszufriedenheit im Team hin. Daher lohnt sich mittel- bis langfristig der Perspektivwechsel: Statt allein auf das Symptom „Abwesenheiten“ zu schauen, sollte die Arbeitszufriedenheit stärker in den Fokus rücken. Weitere Gedanken dazu finden sich unter: https://www.loquenz.de/fehlzeitenquote-als-druckmittel

Was kann ich als Führungskraft konkret tun, um die Arbeitszufriedenheit meiner Mitarbeitenden zu fördern – und nicht unbeabsichtigt zu beeinträchtigen?

Ein bewährter Schlüssel dazu: das persönliche Gespräch mit den Mitarbeitenden. Offene Kommunikation, die Mitarbeitende ermutigt, ehrlich über ihre gesundheitliche Verfassung zu sprechen, bleibt das A und O guter Führung.

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