Die Autorin versteht Gefühle als „die Kraft, durch die das System mit seiner Umwelt in Austausch treten kann“ (S. 25). Diese basieren „auf der Interpretation, die mein Verstand von seiner Umgebung trifft“ (S. 27). Gefühle sind prinzipiell etwas Notwendiges und Positives. Die Frage ist nur, wie mit den fünf Grundgefühlen (Angst, Wut, Trauer, Freude und Scham) gut umgehen? Also ist eine Gebrauchsanweisung gefragt, die Vivian Dittmar mit diesem Buch mustergültig liefert.
Ihr Rezept: Mache Dir Deine Gefühle bewusst und erkenne, was diese Interpretation für Dich Positives bewirken will. Ihre Arbeitshypothese: manchmal lohnt es sich dieses Positive auf direktem Wege anzusteuern mehr, als die Wahrnehmung und Interpretation durch Gefühle zu verschleiern, die ich mehr oder weniger direkt selbst steuere.
Emotionen sind für Dittmar aufgestaute Gefühle, die ich im Zweifel an der unpassendsten Stelle zur Entladung bringe – der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Auch wenn ich mich bemühe, Gefühle möglichst zeitnah passend auszuagieren, kann ich es nicht immer verhindern, dass sie sich anstauen. Die Preisfrage lautet: Wie kann ich diese dann kontrolliert zur Entladung bringen?
Fazit zum Buch Gefühle & Emotionen:
Ihrem selbstgesetzten Anspruch, eine Gebrauchsanweisung zu liefern, wird die Autorin vollständig gerecht. Sie bietet zahlreiche Übungen zur Selbstbeobachtung und Selbsterforschung an. In der Herleitung ihres Grundansatzes, hätte ich mir gewünscht, dass aktuelle Forschungsergebnisse z.B. aus der Hirnforschung stärker einfließen. Deshalb auch „nur“ vier Sterne. Das soll aber die Tauglichkeit als Gebrauchsanweisung keinesfalls schmälern. Es lohnt sich die vorgeschlagenen Übungen selbst auszuprobieren!