Großgruppen-Interventionen sind für Hinnen und Krummenacher mehr als nur angewandte Methode.
Sie sind Folge ihrer Haltung als Organisationsentwickler, Prozessberater und –begleiter, wie auch als Mediatoren. Mit diesem Fokus nehmen sich mit dem vorliegenden Band viel vor. Das Buch „ist ein Bericht, geprägt von dem, was wir (…) mit unseren Kollegen und Kolleginnen in unserem beruflichen Alltag erlebt haben und in Seminaren und Workshops auch gelehrt haben.“ Und nach zwölf Jahren und Hunderten von Großgruppen-Interventionen darf der Leser auf diese Praxiserfahrungen gespannt sein.
Im einführenden Teil („Staunen“) gehen die Autoren auf die Grundeinstellungen ein, die das Arbeiten in Großgruppenformaten erleichtern. Beeindruckend ist hier z.B. die Reflektion über die Facetten und Zeitpunkte von Krisen. Im zweiten Teil („Wissen“) arbeiten sie wichtige Grundbegriffe von Großgruppenformaten heraus (Mediation, Partizipation, Weisheit der Vielen, Konses, Emotionalität und Sinnlichkeit). Meine Erfahrung: ohne dieses Hintergrundwissen in Design und Anwendung, drohen Großgruppeninterventionen zu reinen Showveranstaltungen zu verkümmern. Im dritten Teil („Machen“) geht es um die Praxis. Besonders hier wird deutlich, über welchen breiten Erfahrungsschatz die Autoren verfügen.
Die über das ganze Buch hinweg eingestreuten Praxisbeispiele geben ein weiteres Zeugnis über den breiten Erfahrungshintergrund der Autoren. Auch die beigelegte DVD mit der Dokumentation eines Beratungsprozesses in einer schweizerischen Kommune spricht für sich. Abgerundet wird das Ganze im vierten Teil durch die Erfahrung „über das Gelingen entscheidet letztendlich die Haltung der Prozessbegleitung“ (193). Durch die Reflektion der Autoren über die Dimensionen von Grenzen, Demut und Vertrauen in der Prozessbegleitung wird dies Grunderfahrung gut nachvollziehbar. Im Anhang drucken Hinnen und Krummenacher beispielhafte Drehbücher ab, die natürlich nicht das eigene Nachdenken ersetzen sollen, aber gute Hinweise für die eigene Beratungsarbeit liefern. Im Anhang gehen sie auf Zukunftskonferenzen, RTSC-Konferenzen, Appreciative Inquiry, Open Space und World Café ein. Natürlich würde sich der Leser immer noch weitere Drehbücher wünschen. Doch spricht es für die Autoren, dass sie sich eng an ihre eigene Praxiserfahrung halten.