Mitarbeitende beteiligen: Chancen, Risiken und Empfehlungen für Führungskräfte

Auch wenn manchmal in der Beratung die Frage auftaucht, ob bei einer Entscheidung die Beteiligung von Mitarbeitenden notwendig sei ist es eigentlich klar. Eine Beteilgung von Mitarbeitenden an wichtigen Entscheidungen ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern es ist ein zentrales Element moderner Führung. Entscheidend ist es jedoch die Frage zu beantworten, wie gelingt Beteiligung so gelingen kann, dass sie tatsächlich Mehrwert stiftet. Einen Mehrwert, der in mindestens drei Richtungen zu denken ist: Für das Unternehmen, für die Führungskraft und für die Mitarbeitenden selbst? Welche Stolpersteine gilt es zu vermeiden? Und was hat sich in der Praxis bewährt?

Warum Mitarbeitendenbeteiligung?

Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Komplexität, Geschwindigkeit und Unsicherheit nehmen zu. In diesem Umfeld wäre es fast fahrlässig, die kollektive Intelligenz der Mitarbeitenden nicht zu nutzen. Beteiligung ist dabei ein Schlüssel: Sie fördert Engagement, Innovationskraft und Identifikation. Doch Beteiligung ist kein Selbstläufer – sie will klug gestaltet sein.

Vorteile der Mitarbeitendenbeteiligung

Die Vorteile der Beteiligung von Mitarbeitenden spricht für sich. Hier die wesentlichen Stichworte in Kürze:

1. Höhere Akzeptanz von Entscheidungen

Wer an einer Entscheidung mitgewirkt hat, steht später auch eher dahinter. Die Identifikation mit dem Ergebnis steigt, Widerstände nehmen ab. Beteiligung ist die beste Prävention gegenüber dem „not-invented-here-Syndrom“.

2. Nutzung von Wissen und Erfahrung

Mitarbeitende kennen die operativen Details in der Regel besser als das Management. Die operative Exzellenz ist ja auch Aufgabe der Mitarbeitenden und nicht Aufgabe der Führungskraft. Die Perspektiven der Mitarbeitenden minimieren die Gefahr, dass blinde Flecken vorhanden sind. Damit werden in der Regel bessere Lösungen gefunden.

3. Förderung von Motivation und Engagement

Beteiligung signalisiert Wertschätzung. Wer gefragt wird, fühlt sich ernst genommen und bringt sich mit mehr Energie ein. Die Wirkung auf die Entfaltung von Mitarbeitermotivation ist augenscheinvalide.

4. Stärkung der Innovationskraft

Vielfalt der Meinungen und Ideen führt zu kreativeren Lösungen. Grundvoraussetzung für diese Meinungsvielfalt ist die Beteiligung. Dadurch kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil entstehen.

5. Entwicklung von Kompetenzen

Beteiligung ist auch ein Lernfeld. Ein Lernfeld in dem Mitarbeitende die Chance haben, Entscheidungsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und unternehmerisches Denken zu entwickeln.

Nachteile und Herausforderungen

Natürlich enthält die Beteiligung auch Fallstricke und Risiken, die unbedingt zu beachten sind.

1. Zeitaufwand und Effizienzverluste

Beteiligungsprozesse kosten Zeit. Diskussionen können sich ziehen, Entscheidungen verzögern sich. Entscheidend ist es daher, den Beteiligungsprozess professionell zu gestalten und zu steuern.

Nutzen Sie bewährte Methoden wie Workshops, World Cafés, Open Space oder digitale Tools. Aber: es gilt das Motto „Beteiligung mit Augenmaß“. Nicht jede Entscheidung braucht ein Großgruppenformat. Oft reicht es, gezielt die Betroffenen einzubeziehen.

2. Gefahr von Scheinbeteiligung

Wenn Mitarbeitende zwar gefragt werden, ihre Beiträge aber keine Wirkung entfalten, entsteht Frust. Scheinbeteiligung ist oft schlimmer als keine Beteiligung. Wenn Mitarbeitenden zur Beteiligung an Entscheidungen eingeladen werden, dann sollte ich als Management und Führungskraft auch die erforderliche Zeit und Geduld einräumen, die daraus entstehende Bedürfnisse nach Diskussionsräumen, Feedbacks und aktivem Mitgestalten gut bearbeiten zu können.

Wählen Sie klare Beteiligungsformate die klären:

  • Wo ist Mitsprache sinnvoll?
  • Wo ist Information ausreichend?
  • Wo braucht es klare Führung?

Und zeigen Sie am Ende, wie die Beiträge der Mitarbeitenden in die Entscheidung eingeflossen sind – auch wenn nicht alles umgesetzt werden kann.

3. Überforderung und Unsicherheit

Nicht jeder Mitarbeitende möchte oder kann sich in jedem Thema einbringen. Zu viel Beteiligung kann überfordern und dadurch Stress für die Mitarbeitenden erzeugen. Grundvoraussetzung für erfolgreiche Beteiligungen ist die absolute Freiwilligkeit der Teilnahme.

Zusätzlich tragen klare Strukturen dazu bei, Überforderungen zu vermeiden. Setzen Sie klare Deadlines und benennen Sie, welche Ergebnisqualität am Ende erwartet wird. Das hilft, Diskussionen zu fokussieren.

4. Konfliktpotenzial

Unterschiedliche Meinungen führen zu Reibungen. Häufig sind Mitarbeitende wenige geübt darin, unterschiedliche und widersprüchliche Meinungen mitzuteilen, trotzdem gemeinsam am Ergebnis zu arbeiten und die Unterschiedlichkeit auszuhalten. Eine gute Moderation kann entscheidend dazu beitragen, dass Konflikte nicht unkontrolliert eskalieren.

5. Unklare Verantwortlichkeiten

Bei jedem Beteiligungsverfahren muss klar geregelt sein, nach welchem Verfahren oder wer am Ende entscheidet. Ist dies nicht geklärt, drohen endlose Diskussionen und Verantwortungsdiffusion und Beteiligung wird dadurch als stressbelastet und demotivierend erlebt.

Kommunizieren Sie offen, wie der Entscheidungsprozess abläuft:

  • Wer wird wann und wie beteiligt?
  • Wer entscheidet am Ende?

Fazit

Beteiligung an wichtigen Entscheidungen ist kein Selbstzweck, sondern ein strategisches Führungsinstrument. Richtig eingesetzt, steigert sie Motivation, Innovationskraft und die Qualität von Entscheidungen. Sie verlangt jedoch Klarheit, Struktur und echtes Interesse an den Beiträgen der Mitarbeitenden. Führungskräfte sind gefordert, Beteiligung bewusst zu gestalten – mit Augenmaß, Transparenz und Wertschätzung.

Mein Tipp: Starten Sie mit kleinen, überschaubaren und klar umrissenen Beteiligungsformaten. Entwickeln Sie diese Formate gemeinsam mit Ihrem Team weiter. So entsteht eine Beteiligungskultur, die trägt – auch in stürmischen Zeiten.

Aktuelle Beiträge

Weitere Themen

Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns!

Scroll to Top