Bei uns sagt man gerne: „Wie der Herr, so’s G’scherr.“ Dieser Satz bringt eine Erfahrung auf den Punkt: Die Haltung von Führungskräften spiegelt sich oft im Verhalten der Mitarbeitenden wider. Viele werden diese Erfahrung aus eigener Beobachtung bestätigen können.
Natürlich gilt das nicht für die Leser:innen dieses Beitrags.
Mitarbeitende spüren, was ihre Führungskräfte denken
Viele Führungskräfte glauben, dass ihre Mitarbeitenden nicht hinter ihre Stirn – oder gar in ihr Herz – blicken können.
Doch in Wirklichkeit ist das oft anders. Denn wir wissen aus Erfahrung: Mitarbeitende spüren meist sehr genau, wie es uns als Führungskraft wirklich geht. Sie nehmen oft Dinge wahr, die wir als Führungskräfte gar nicht explizit aussprechen.
Spiegelneuronen – das Nervensystem für Empathie
Der Freiburger Neurobiologe und Psychotherapeut Joachim Bauer hat in seinem Buch „Warum ich fühle, was du fühlst“ die Entdeckung der Spiegelneuronen verständlich erklärt. Spiegelneuronen sind besondere Nervenzellen im Gehirn, die aktiv werden – egal ob wir selbst handeln oder jemand anderem dabei zusehen. Sie helfen uns, intuitiv zu erfassen, was andere fühlen oder beabsichtigen – auch ohne Worte.
Damit bilden sie die Grundlage für Mitgefühl, emotionale Intelligenz und soziale Resonanz – zentrale Elemente unseres menschlichen Miteinanders.
Auch beim Beobachten von Führungskräften sind Spiegelneuronen aktiv
Sie reagieren auch dann, wenn Mitarbeitende ihre Führungskräfte im Arbeitsalltag beobachten. Das heißt: Wenn Mitarbeitende ihre Führungskraft bei einer Handlung erleben, spüren sie oft auch, wie es ihr dabei geht. Daraus folgt: Die innere Haltung und Motivation einer Führungskraft wird für die Mitarbeitenden spürbar.
Motivierte Führungskräfte fördern Motivation – durch transformationale Führung
Eine aktuelle Studie zur Arbeitsmotivation – empfohlen von der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (uPPdate 10/25 Nr. 2) – geht der Frage nach: Haben motivierte Führungskräfte auch motivierte Mitarbeitende? Das Ergebnis: Der Führungsstil spielt eine entscheidende Rolle dabei, ob sich Motivation bei Mitarbeitenden entfalten kann.
„Führungskräfte mit einer autonomen Arbeitsmotivation führten nach Einschätzung ihrer Mitarbeitenden eher mit einem transformativen Führungsstil, was wiederum mit der autonomen Arbeitsmotivation der Mitarbeitenden zusammenhing. Eine kontrollierte Motivation hing mit einer transaktionalen Führung zusammen, was wiederum mit einer kontrollierten Motivation der Mitarbeitenden verbunden war. Führungskräfte mit einer Amotivation für die Arbeit führten eher passiv-vermeidend, was mit der Amotivation ihrer Mitarbeitenden in Verbindung stand.“
Zur Studie der DGPP: „Motivation und Führung“
Innere Motivation und transformationale Führung – ein starkes Zusammenspiel
Was sich aus Spiegelneuronen und transformationaler Führung ableiten lässt: Es lohnt sich, als Führungskraft die eigene Motivation bewusst im Blick zu behalten. Fehlt mir die intrinsische Motivation, lohnt es sich, den Ursachen dafür nachzugehen – und den möglichen Blockaden auf die Spur zu kommen. Denn meine Mitarbeitenden spüren – dank ihrer Spiegelneuronen –, ob ich wirklich von innen heraus motiviert bin.
Die gute Nachricht: Wenn ich als Führungskraft überwiegend intrinsisch motiviert bin, neige ich zu einem transformationalen Führungsstil – und schaffe damit ein Umfeld, in dem auch meine Mitarbeitenden ihre eigene Motivation entfalten können.