Organisationskulturen – Das Resümee
Stefan Kühl hat sein eigenes Resümee zu Organisationskulturen: Wenn das Management erwartet, dass Prozesse zur Gestaltung der Organisationskultur funktionieren, ohne dass die Formalstruktur des Betriebes angetastet werden darf, dann werden diese Prozesse weitgehend wirkungslos blieben. „Auf den ersten Blick sieht dies aus wie ein Plädoyer gegen Programme zur Gestaltung von Organisationskultur. Aber letztlich spricht nichts dagegen, Programme unter dem Thema Organisationskultur aufzulegen, wenn man sie als eine Art ´trojanisches Pferd´ nutzt, um an den vorgeschreibenen Kommunikationswegen, den formalen Programmen und der offiziellen Personalpolitik zu arbeiten“ (S. 63-64).
Organisationskultur meint die informalen Strukturen
Der zweckrationale Ansatz zur Organisationsentwicklung hat enge Grenzen
Kühl geht es um die Verlockungen und Grenzen eines zweckrationalen Ansatzes, so die Überschrift des zweiten Kapitels. Fast genüsslich schildert er, wie Kulturprogramme scheitern oder im Effekt zur Kaschierung einer vorhandenen Organisationskultur beitragen. Seine These: informale Handlungsnormen lassen sich nicht durch die Verkündigung neuer Werte verändern. Man kann sie nur versuchen zu beeinflussen. Und der entscheidende Hebel zu dieser Veränderung ist die formale Struktur. D.h. als verantwortliches Management sollte ich Veränderungen in der formalen Struktur einleiten und dabei immer gleichzeitig darauf hinweisen, dass auch die Organisationskultur, also die informalen Strukturen, dadurch beeinflusst werden können und sich eventuell auch verändern.
Dazu entwickelt Kühl drei Empfehlungen/Hebel:
1. Formalisierung der Programme, Kommunikationswege und des Personals
2. Verzicht auf Formalisierung der Strategie zur Veränderung der Organisationskultur
3. Verstärkte Formalisierung der Erwartungen innerhalb der Organisation als Ansatzpunkt zur Gestaltung der Organisationskultur
Antizipierte und gewollte, sowie auch ungewollte Wirkungen und Nebenwirkungen
Für Kühl ist es ein Kernpunkt, die ungewollten Wirkungen und Nebenwirkungen auf dem Radar zu haben, sozusagen Risikomanagement zu betreiben. Und die Illusion dahingehen zu lassen, dass Change-Projekte von Anfang bis Ende plan- und strukturierbar sind.