Seit Kahnemanns Werk „Schnelles Denken, langsames Denken“ 2012 auf Deutsch erschien, ist es eigentlich klar: Bei Entscheidungen immer darauf achten, dass wir von unserem schnellen Denksystem nicht dominiert werden. Das Patentrezept u.a., bewusst das Entscheidungstempo verzögern, Pausen einbauen, erst einmal um den Block gehen usw.
Obwohl diese rational klar ist, tappen wir trotz besseren Wissens immer wieder in die Falle, dass wir meinen, wir müssten möglichst rasch entscheiden oder in einer Entscheidungssituation möglichst alle Verzweigungen bis ins Detail durchdenken – ohne uns zum Einen auf Alltagsheuristiken oder zum Anderen den eher unbewussten Verarbeitungsprozess in unserem Körper (das sogenannte Kopf- und Bauchgehirn) zu verlassen. Klar gehört Mut dazu, von den im BWL-Studium gelernten rein rationalen Entscheidungsstrategien bewusst Abstand zu nehmen. Doch die Qualität von Entscheidungen, bei der wir bewusst beide Denksysteme genutzt haben, spricht für sich!
In meinem zweitägigen Workshop zeigte sich eine Schleife fast wie ein Gruppenreflex:
- Komplexität der Ausgangssituation
- Gefühl der Überforderung, jetzt eine Lösung finden bzw. Entscheidung treffen zu müssen
- Suche nach einer Abkürzung, um die Entlastung in Form einer Lösung zu haben.
Der Lerneffekt in der Workshopgruppe war klar: in Ruhe durchdenken, Zielsetzung klären und keinen Zeitdruck aufkommen lassen. Und als Patentrezept, um bei dieser Strategie zu bleiben: Auf die Kollegen/-innen bewusst zu hören, die emotionalen Befindlichkeiten oder Irritationen formulieren. Meistens lässt sich daraus ein Hinweis auf Denk- und Entscheidungsfehler ableiten, die gerade im Vollzug sind.
Also: Gut auf die Langsamen oder Quertreiber in Entscheidungsprozessen hören und dann in Ruhe die Entscheidung fällen.