Manchmal genügt die Anmutung einer möglichen Konsequenz, um die gewünschte Wirkung im Verhalten zu erreichen.
Stationäre Radarkontrolle am Gardasee
Eine gemütliche Fahrt über Land am Gardasee. Kurz vor dem Campingplatz steht eine stationäre Radarkontrolle. Meine Reaktion: den Fuß vom Gas, Blick auf das Tachometer – o.k. gut 50 km/h; Aufatmen und entspannt weiterfahren. Kein Ticket droht. Wir sind froh, dass wir endlich am Urlaubsziel angekommen sind. Melden uns am Campingplatz an, bauen das Vorzelt für unseren Campingbus auf und genießen den Abend bei Pasta und Rotwein. Am nächsten Morgen komme ich bei meiner Joggingrunde an genau dieser Radarkontrolle vorbei und werde stutzig.
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Offensichtlich steht hier nur noch die Hülle der Geschwindigkeitsmessanlage, das Innenleben fehlt und war vielleicht noch nie vorhanden. Für mich eigentlich eine typisch schwäbische Art (im Sinne des sparsamen Mitteleinsatzes), das Ziel (hier 50 km/h) zu erreichen. Natürlich kann man sich jetzt fragen, ob sich solch eine „Fake-Radarkontrolle“ nicht abnutzt. Bei einer vorwiegend durch Touristen genutzten Straße dürfte das nicht so schnell der Fall sein. Oder man könnte sich fragen, ob es ethisch o.k. ist, etwas vorzutäuschen, was nicht vorhanden ist, um ein positives Ziel zu erreichen.
Ziel erreicht
Nachdem ich in diesen Tagen öfters an dieser Stelle vorbeigejoggt bin, musste ich immer wieder Schmunzeln. Eine äußerst preiswerte Möglichkeit, das Ziel (Erinnerung an das ausgeschilderte Geschwindigkeitslimit) zu erreichen. Vielleicht sollte man hin und wieder die einfachsten Dinge zuerst ausprobieren, um Verhaltensänderungen zu erreichen. Und erst recht, wenn die einfachen Lösungen nicht funktionieren, um auf technisch ausgefeiltere Optionen zurückgreifen. Auch wenn uns das an unserem Selbstverständnis als Tüftler und Denker packen mag. Einen Versuch könnte es wert sein.
Wirkung als Führungskraft auf Mitarbeiter
In der Mitarbeiterführung reicht die Anmutung nicht, hier ist Vorbildwirkung gefragt! Eine kleine Einschränkung: Beim Thema Mitarbeiterführung wäre ich mit Attrappen vorsichtig. Hier werden wir als Führungskräfte sehr genau beobachtet und ggf. nachgeahmt. Da sollte im Verhalten schon realisiert werden, was ich in meinen Worten ausdrücke. Der Standortleiter eines glasproduzierenden Betriebes mit einer sehr niedrigen Quote an Arbeitsunfällen hat es in einem Workshop einmal so ausgedrückt: „Prävention ist das A&O der Arbeitssicherheit. Aber das bedeutet auch, dass ich, bevor ich auf dem Firmenparkplatz mit meinem PKW losfahre, jedes Mal zuerst den Sicherheitsgurt anlege. Sollte einmal ein Mitarbeiter sehen, dass ich ohne angelegten Sicherheitsgurt losfahre, dann könnten Sie die ganze Präventionskampagne vergessen.“