Buchbesprechung: Digitale Kompetenz im Beruf

Digitale Transformation ist ein Lern- und Entwicklungsfeld, das viele Perspektiven bietet

Der eine Autor (Ulrich Hemel) beschäftigt sich bereits sehr lange Zeit wissenschaftlich und praktisch mit Kompetenzmodellen. Die beiden anderen Autoren (Sebastian König und Simon Drescher) bringen ihre Erfahrungen aus einem Forschungsprojekt (Disruptive Rhetoric. Strategische Innovationsförderung in Unternehmen) ein. Werden diese Erkenntnisse auf das Thema Digitalität im Beruf gebündelt, dann kann man spannende Perspektiven erwarten.

Digitale Kompetenz und ihre Entwicklungsfelder

Nach einer kurzen Beschreibung der Digitalen Transformation und der Kompetenzentwicklung im Kontext Digitaler Kompetenz widmet sich das Buch v.a. den Entwicklungsfeldern digitaler Kompetenz. Angefangen von Kommunikation über Mobile Working, Digitale Führung/Digitales Leadership, Digitales Lernen bis hin zum Digitalen Recruiting und Onboarding. Kurze Kapitel über Strategische Kompetenzentwicklung, Digitale Souveränität und Fairness runden den Band ab.

Spannungsfeld der Erkenntnisse aus Forschungsprojekten und betrieblicher Praxis

Naturgemäß ist der Grad der Granularität der Erkenntnisse aus Forschungsprojekten nicht immer ganz spannungsfrei zur betrieblichen Praxis. Anhand der Regeln für digitale Führung und digitales Leadership im Kapitel 5.3. lässt sich das gut verdeutlichen. Die Autoren nehmen sich vor: „Für digitale Führung und digitales Leadership lassen sich konkrete Handlungs- und Verhaltensmuster ableiten. Sie helfen dabei, ein ausgewogenes Verhältnis von Autonomie und Kontrolle zu gestalten, eine digitale Methodenkompetenz zu entwickeln und eine kontinuierliche Lern- und Entwicklungskultur im Team zu fördern. Dafür können wir acht Regeln für digitale Führung und digitales Leadership formulieren“ (S. 85):

  1. Führe nicht, um dich selbst zu verwirklichen.
  2. Mach deine Mitarbeitenden erfolgreich, um selbst erfolgreich zu sein.
  3. Unterstütze positive und unterbinde negative Identitätsnarrative.
  4. Gestalte Teamabsprachen zügig und effizient.
  5. Gib dir und deinem Team so viel Zeit zum Verstehen neuer Technologien wie nötig.
  6. Bewahre dein Team vor Überlastung durch Arbeit.
  7. Lernen mit den Affordanzen technischer Systeme umzugehen.
  8. Definiere Ziele für eine gemeinsame digitale Kompetenzentwicklung in deinem Team.

Klar, alle acht Regeln kann man unterschreiben. Mit zwei Einschränkungen. Zum einen hat die Hälfte der Regeln nicht spezifisch etwas mit Digitalität im Betrieb zu tun, sondern gelten grundlegend für Führung und gute Teamarbeit. Zum anderen fragt man sich natürlich auch: Und wie genau kann ich das in meine Führungspraxis umsetzen?

Die Umsetzung guter Führung ist immer individuell

An der Nahtstelle zum konkreten Führungshandeln zeigt sich, dass dieses immer individuell ausgeformt werden muss. Und das gilt auch für digitale Führungskompetenzen! Insofern, das Buch beschreibt viele Phänomene und Handlungsfelder vollkommen korrekt und lädt dadurch zum individuellen Weiterdenken ein. Schade, dass es bei der konkreten Führungsarbeit nicht noch intensiver einsteigt.

Meine Bewertung: 4 Sterne.

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