Das Buch „Change-Trainings erfolgreich leiten – Reloaded: Seminarfahrplan für 6 Trainingstage in Präsenz oder Online“ von Anna Dollinger und Katharina Fehse bietet eine gute Vorlage und Impulse für eigene Change-Workshops. Meine Bewertung: 5 Sterne.
Gute Vorlage und Impulse für eigene Change-Workshops
Konzepte, Methoden und Werkzeuge aus dem systemisch, gestaltpsychologischen sowie organisationsentwicklungsspezifischen Werkzeugkasten aus der Praxis für die Praxis – so lautet der Anspruch der beiden Autorinnen und erfahrenen Veränderungsbegleiterinnen Anna Dollinger und Katharina Fehse. Das heißt, als erfahrene Führungskraft oder Change Management-Begleiter*in darf ich mir konkrete Anregungen erwarten, die meine Arbeit abrunden. Und als Einsteiger*in in das Thema Change-Management kann ich ein Konzept über 6 Seminartage kennenlernen, das ich 1:1 umsetzen kann.
Sowohl Anregungen für erfahrenen Praktiker*innen als auch für Einsteiger*innen zum Thema Change Management
Auch wenn es schwer vorstellbar sein mag, die beiden Autor*innen werden beiden Ansprüchen gerecht. Für Einsteiger*innen zum Thema Change Management stellen sie einen mustergültigen Ablaufplan vor, an dem ich 6 Tage Change Management-Training ausrichten kann. Dazu tragen die detaillierten didaktischen Hinweise, beispielhafte Anmoderationen, Hintergrundinformationen und weiterführende Hinweise zu den verwendeten Theorien und achtsames Thematisieren von möglichen Reaktionen der Seminarteilnehmer*innen bei. Auf den Fahrplan über 6 Tage kann ich mich aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung des Autorinnen-Duos verlassen.
Für erfahrene Praktiker*innen und Profis im Handlungsfeld Change-Management bietet das Buch immer noch genügend Hinweise an, die den eigenen Horizont und Blickwinkel erweitern können. Ein gutes Beispiel ist gleich die Übungsanleitung zur Platzveränderung, die das Bewusstsein für die Erfolgsfaktoren schärfen soll, die zum Gelingen von Change-Prozessen und leichtgängigem Veränderungsmanagement beitragen. Einsteiger*innen in Change-Management-Trainings können die Übung 1:1 adaptieren, erfahrene Trainer*innen werden daraus Anregungen ziehen, die Übung in der Anleitung noch näher am Praxisfeld des Kundenunternehmens zu formulieren.
Reflexion der eigenen Aufgabe, Rolle und Funktion im Change Management
Anhand der kleinen Einstiegsübung zur Platzveränderung lässt sich auch das didaktische Konzept der Autor*innen verdeutlichen. Natürlich gibt es beim Thema Change-Management und der Gestaltung von Change-Prozessen klare Meilensteine. John P. Kotter mit seinem 8-Stufen-Modell z.B. wird von dem Autor*innen dazu genutzt. Doch entscheidend ist, beim Change-Management die Anforderungen an den und die einzelne*n Mitarbeiter*in im Blick zu haben: Welche Prozesse passieren in meinem Inneren, wenn die Anforderung nach einer Veränderung meines Verhaltens, meiner Umgebung, meiner Art der Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen u.ä. von Außen auftaucht? Durch solche kleinen Übungen wie die Platzveränderung, lenken die Autor*innen die Aufmerksamkeit der Teilnehmer*innen genau auf dieses innere Erleben. Und bekanntlich fängt gute Führung immer bei mir selbst an. So auch die Führung von Transformationsprozessen!
Veränderungsformeln für Change Management?
Für die Beschreibung des Ablaufes von Change Prozessen existieren zahlreiche Modelle. Ob die Formel „Veränderungsmotivation = S x F x Z größer/gleich 0 (+ Summe aus A)“ für alle eine leicht zu verstehende Formel ist, sei dahingestellt. Anregend finde ich an diesem Ansatz, dass man damit wahrscheinlich Mitarbeiter*innen und Führungskräfte im Change Management leicht erreicht, die eher naturwissenschaftlich geprägt sind. Ich bin jetzt schon gespannt darauf was passiert, wenn ich diese Formel einmal im Kundenunternehmen zur Anwendung bringen kann.
Übungen, Tipps, Einstreugeschichten zum Thema Change Management
Das Buch ist mit einem wertvollen Steinbruch vergleichbar, bezüglich der zahlreichen Übungen, Tipps, Einstreugeschichten u.ä. Hier lohnt es sich auch, einmal nur durch das entsprechende Kapitel zu surfen und darauf zu achten, bei welcher Episode Resonanz beim Lesen entsteht.
Mein Fazit: Dem Buch sind viele Leser*innen zu wünschen, die es als anregenden Steinbruch oder klaren Leitfaden nutzen.