Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken

Im Vorwort wirft die Autorin eine Reihe von Fragen auf: „Was sind denn das für Kinder! Ohne Ehrgeiz. Unpolitisch. Geradezu arbeitsscheu. Ihnen ist es egal, wofür wir gekämpft haben. Was soll denn aus denen einmal werden?“ (S. 10). Sie beschreibt die Veränderungen als eine Verweigerung der Nachwachsenden, jahrhundertalte Denkweisen zu übernehmen, die kein revolutionärer Aufstand sei, „kein offener Kampf für Neues, sondern ein stilles Abwenden mit Intelligenz und Humor. Und der Wandel zwischen den Geschlechtern hat nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer erfasst“ (S. 16).

Ihre Zielsetzung: „Es wird Zeit, darüber nachzudenken, wie man die ´ihr könnt mich mal´-Menschen gesellschaftlich empfängt“ (S. 17).

Was Kosser in „Ohne uns“ eindeutig gut gelingt, ist die Beschreibung der Generation Y. Und die Beschreibung des Wandels zwischen den Geschlechtern. Die Seiten 19-53 sind unter diesem Aspekt absolut lesenswert.

Schade finde ich, dass die Autorin nach diesem guten ersten Drittel immer wieder und sehr raumgreifend, über ihre eigene Positionierung als Feministin reflektiert. Damit widmet sie den Band stärker der Selbsterfahrung und Selbstreflektion einer Feministin/Frauenbewegten z.B. anhand der Kommentare der eigenen Tochter zum Feminismus („Mama, du bist echt bescheuert feministisch!“ S. 15). Ihre Tochter langweilt ihr Feminismus schlichtweg.

Auf den letzten 30 Seiten steigert sich Kosser wieder deutlich. Sei es im Kapitel „Jenseits von Bonus und Burn-out“, in dem sie z.B. die immer noch, wenn auch unbewusst, tradierte Weise der Personalselektion darstellt; oder im Abschnitt „Sichere Bastionen gibt es eh nicht mehr“, in dem sie sehr schön die intrinsische Motivation der Generation Y, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, darstellt.

Als Quintessenz könnten die letzten Zeilen auf der Seite 175 dienen, mit denen sie einen Tweed ihrer Tochter zitiert: „Wo kämen wir denn hin, wenn alle immer sagen, wo kämen wir denn hin, und niemand hingeht und nachsieht, wo wir den hinkämen.“

Die These von Kosser: „Die Generation Y geht nachsehen. Notfalls auch – ohne uns.“

Warum nur 2 Sterne? Die Autorin verspricht im Untertitel „Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken“ deutlich mehr, als sie einlöst. Die Selbstreflektion und Selbsterfahrung kommt unerwartet und ist stark auf das Thema Zeitgeschichte des Feminismus fokussiert. Die Elemente, mit denen sie die Generation Y skizziert sind absolut lesenswert. Also ein gemischtes Resümee.

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