Digitales Zeitalter und die Big Five
Die Big Five auf Arbeit, Führung & Organisation sowie „Digitales Zeitalter“ angewandt?
Der Untertitel: „Die Big Five für Arbeit, Führung und Organisation im digitalen Zeitalter“ hat mich sofort neugierig gemacht und zum Kauf veranlasst. The Big Five for Live: Was wirklich zählt im Leben von John Strelecky hatte mich vor fünf Jahren fasziniert. Ich war gespannt, wie dieses Konzept auf Arbeit, Führung und Organisation unter dem Stichwort Digitalisierung bzw. Digitales Zeitalter umgesetzt werden kann.
„Big Five“ meint für die Autorinnen nicht das Fünf-Faktoren-Modell aus der Persönlichkeitspsychologie
Mit dieser Erwartung wurde ich erst einmal enttäuscht. Das Buch entstand v.a. aufgrund der Forschungsföderung „Digital Work Design – Turning Risks into Chances“ (S. 223) im Kontext des Lehrstuhls für Strategie und Organisation der Technischen Universtät München. Das Grundanliegen des Forschungsprojektes war zu klären: „wie sich Arbeit, Führung und Organisation in Unternehmen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation verändern (müssen)“ (S. 18). O.k. Es geht also nicht um Persönlichkeitspsychologie, sondern um Elemente, die von außen auf die Mitarbeiter/-innen und Führungskräfte einwirken und wie diese ausgestaltet werden können/sollten.
Die fünf Bereiche sind:
1. Umgang mit der VUCA-Welt wird zur Kernkompetenz
2. Keine Disruption ohne (neue Arten von) Teamarbeit
3. Organisationen müssen demokratischer werden
4. Beziehungsmanagement auf allen Ebenen
5. Gesundheit muss stärker in den Fokus rücken.
Wirkungen von und Voraussetzung für Empowerment auf Teamebene
Als Beispiel für die Vorgehensweise der Autorinnen seien ihre Ausführungen zum Thema Empowerment kurz dargestellt. Ausgehend von der Wichtigkeit von Visionen, die Mitarbeiter inspirieren können, sollten diese so formuliert werden, dass sie zur Unternehmenssituation und zur Persönlichkeit des Mitarbeiters passen. Die Mitarbeiter bei ihren Emotionen packen. Ist dies erreicht, kann die Verantwortung schrittweise auf die Teams i.S. von shared leadership (geteilter Führung) übertragen werden. Holokratie stellt eine beispielhafte Umsetzung dieser Grundidee z.B. in der Firma Gore dar.
Auf Organisationsebene empfiehlt das Autorenteam zur Verankerung von Partizipation:
1. Informationen offen teilen (Detlef Lohmann beschreibt das auch sehr schön in „Und Mittags geh ich heim„).
2. Autonomie schaffen, indem ich klare Regeln aufstelle – ohne in Regelrigorismus zu verfallen!
3. Hierarchie durch sich selbst organisierende Teams ersetzen.
Persönlich freut es mich, dass das Thema Empowerment damit wieder zum Thema in Organisationen wird, nachdem es die letzten ein bis zwei Jahrzehnte eher ruhig um das Stichwort Empowerment wurde. Wir hatten es einmal im Rahmen einer Publikation zum Thema Seelsorgliche Gesprächsführung 1996 aufgegriffen, es bliebt aber damals bei einer sehr engen Rezeption in Fachkreisen.
Digital Work Design – gute Anmerkungen zur Umsetzung von Arbeit im digitalen Zeitalter
Mein Fazit, nach der anfänglichen Irritation: das Werk bietet zahlreiche Anregungen zur Umsetzung von Arbeit im digitalen Zeitalter.
Letztendlich hat mir der nüchterne Stil gut gefallen, der erst in zweiter Linie persönlichkeitspsychologische Konstrukte aufgreift und sich primär auf Strategie und Organisation fokusiert.