Prozessgestaltung als Kunst – zum Nachlesen und sich anregen lassen!
Hans-Georg Huber begleitet seit vielen Jahren Unternehmen in Sachen Enwicklungsprozesse. Dabei hat er in seiner eigenen Beratungsarbeit die Erfahrung gemacht, wie häufig eher „Verhalten“ trainiert wird, wo es besser gewesen wäre an der „Haltung“ zu arbeiten. Mit diesem Buch möchte er den Menschen, die professionell berufliche Entwicklungsprozesse begleiten, den Blick auf die Aspekte lenken, die bei den Themen Coaching und Prozessbegleitung häufig fehlen. Mein Fazit vorweg: das ist dem Autor in hervorragender Weise gelungen!
Gute Entwicklungsprozesse – Tools allein genügen nicht!
Sein Credo: Werkzeuge (Tools) alleine machen noch keinen guten Handwerker. Entscheidend ist:
- Wo ist der richtige Ansatzpunkt?
- Was ist das richtige Timing?
- Braucht es ein Sicherheitsnetz?
- Wieviel Krafteinsatz ist stimmig?
Darüber entscheiden kann ich erst, wenn ich mit der Prozessdynamik vertraut bin, diese erkenne und verstehe. Aus seiner Erfahrung als Berater und Coach heraus gelingt es Huber, immer wieder, diese feine Balance an konkreten Beispielen zu verdeutlichen. Sein Credo: es gilt in der Vorbereitung in Szenarien zu denken, um in der Live-Situation handlungsfähig zu sein. Am Beispiel eines Gehaltsworkshops und dem Einsatz von Ein-Punkt-Abfragen (aus der Moderationsmethode bekannt) macht er dies mit folgendem Fazit sehr schön deutlich: „Manch einer mag sich jetzt denken: ´Das ist ein tolles Tool, das wende ich auch mal an.´ Aber Vorsicht, das Tool selber ist eine einfache Punktabfrage, das kann jeder. Aber die Prozessetappe selber, das Szenario, ist um ein Vielfaches komplexer“ (S. 94).
Auch in den Tools, die Huber konkret beschreibt, kommt dieser Fokus auf Haltung immer wieder zum Ausdruck. Sei es anhand der Einfluss-Zielscheibe (S. 128), die meinen Mandanten eindrücklich unterstützt, seinen Einsatz zu fokussieren, oder sei es mit Hilfe des Modells der logischen Ebenen von Robert Dilts, das verdeutlicht, dass nachhaltig wirksame Änderungen über die Haltung erzielt werden.
3 Schlüsselfaktoren
Fast beiläufig führt der Autor drei Schlüsselfaktoren für Entwicklungsprozesse ein (Entwicklungsdreieck S. 239):
- Richtung
- Energie
- Rahmen
Diese entfaltet er in den darauffolgenden Kapiteln bei Fragen, wie man sein Mandat bei Bedarf erweitert, mit schwierigen Teilnehmern umgeht und ein drittes Objekt als Joker im Entwicklungsprozess einführt. Aufbauend auf dem „dritten Objekt“ lädt Huber ein, sich dem Thema Visionen und Leitbilder zu widmen.
Kritische Würdigung des Buches
Schade, dass hier nach gut 300 Seiten das Buch schon zu Ende ist. Ich wäre die kleine Reise in die Welt der Entwicklungsprozesse gerne noch weiter gegangen. Auf jeden Fall ist es ihm gelungen, mich mit seiner Faszination und Begeisterung anzustecken. Herzlichen Glückwunsch zu diesem inspirierenden Werk!