Nähe im organisationalen Alltag – ein fortlaufender Balanceakt
Die Autoren gehen zum einen der Frage nach, wie sich „das Bedürfnis nach Verbundenheit und Vertrautheit mit anderen gegenüber dem Bedürfnis nach Individualität und Autonomie balancieren“ (S. 5) lässt – also Intimität, zum anderen wollen sie auf den Gesellschaftsanteil schauen – die Organisation.
Nach den fundierten theoretischen Zugängen im Kapitel 1, schreitet das Buch im Kapitel 2 in einer Tour d´Horizon verschiedene Handlungsfelder (z.B. Theater und Erwerbsarbeit) ab. Das dritte Kapitel widmet sich gezielt dem Thema Organisation:
– Vertrauen und Teams
– Gefühle am Arbeitsplatz
– Funktion von Scham
– Kooperatives Handeln und Intimität.
Mich hat dieses Kapitel zur Selbstreflexion meines persönlichen organisationalen Handlungsfeldes angeregt und weitergebracht. Zum Beispiel, wo falsch verstandene Intimität Kooperation behindert.
Im vierten Kapitel bieten die Herausgeber essayistische Zugänge zum Thema. Hier hat mich vor Allem der letzte Beitrag fasziniert und angeregt. Welche Rituale unterstützen das Entstehen von Intimität und wo haben diese ihre Grenzen im Kontext lateraler Führung. Diese 18 Seiten würde ich in jedes Führungsentwicklungsprogramm als Pflichtlektüre aufnehmen! Es bietet zahlreiche pragmatische Anregungen, wie gerade im Kontext lateraler Führung, bei der ich also nicht in einer hierarchischen Verbindung zu meinen Interaktionsteilnehmern/-innen stehe, durch die Einführung kleiner Rituale den Vertrauensaufbau und die Erzeugung von Verlässlichkeit unterstützen kann. Seien es Zitate und kurze Geschichten, seien es Anregungen zur Selbst- und Prozessreflexion. Dieser kurze Beitrag bietet über die Zeitdauer von ein bis zwei Jahren genügend Impulse für jedes (Projekt-)Team.