‚To fix loose Ends‘ – 7 Impulse rund um den Zeigarnik-Effekt

Wahrscheinlich kennt es jeder: Eigentlich möchte ich einschlafen, doch dann gehen mir noch ein zwei Dinge durch den Kopf, die ich heute nicht fertiggestellt habe. Innerlich frage ich mich, soll ich nicht noch einmal kurz an den Rechner und die Mail beantworten? Ich könnte sie ja zeitverzögert absenden, dann fällt es auch nicht auf…

Gedankenkarussell am Abend

Unser abendliches Gedankenkarussell ist kein Begleiter unserer digitalen Welt, sondern ein psychologischer Klassiker. Der Zeigarnik‑Effekt – benannt nach der Psychologin Bljuma Zeigarnik – besagt: Unterbrochene oder unerledigte Aufgaben bleiben uns viel präsenter als abgeschlossene. Deshalb die Anregung: ‚To fix loose ends‘.

Denn wenn wir Aufgaben abgeschlossen haben, können sie aus unserer Aufmerksamkeit verschwinden. Wir erleben das, wenn wir z.B. den ganzen Tag auf e-Mails und Anrufe erfolgreich reagiert haben und uns abends fragen: „Was habe ich eigentlich geleistet?“ Ich schaue dann nochmals kurz in den Ordner „Gesendete Objekte“ um festzustellen, dass ich doch ganz erfolgreich war.

Wenn Aufgaben allerdings noch nicht abgeschlossen sind, halten sie sich hartnäckig in unserer Wahrnehmung – und tauchen im Zweifelsfall beim Einschlummern wieder auf.

Gedankenkarussell reduzieren – Selbstmanagement als Führungskraft

Was kann ich tun, um mit dem Zeigarnik-Effekt für mich selbst besser umzugehen?

Der erste Tipp: Sobald unerledigte Aufgaben visualisiert sind, z.B. in Form einer To-Do-Liste für den nächsten Tag, entlastet dies bereits unser Gedächtnis. So hatte ich eine Zeit lang einen Notizblock und Stift auf meinem Nachttisch liegen, um die Themen kurz aufschreiben zu können.

Der zweite Tipp: Klare Prioritäten setzen, sich auf die wichtigsten Aufgaben konzentrieren und diese abschließen, bevor man zur nächsten übergeht. Das setzt Energien frei.

Der dritte Tipp: Pausen integrieren, um meinem Gehirn Zeit zur Erholung zu geben. Dies kann der kurze Blick aus dem Fenster sein, das ein-, zwei- oder dreimalige Durchatmen, der kurze Rückblick auf das gerade Erreichte. Das Gehirn braucht diese Mini-Auszeit, um den mentalen Haken an Erledigtes machen zu können. Und dann bewusst die nächste Aufgabe in Angriff zu nehmen.

Gedankenkarussell reduzieren –als Führungskraft das Selbstmanagement fördern

Als Führungskraft nehme ich enormen Einfluss darauf, wie intensiv und häufig Mitarbeitende durch den Zeigarnik-Effekt getriggert werden. Auch dazu zwei impulsgebende Ansätze:

Tipp 1: Häufig entstehen ‚loose ends‘ durch unpräzise Kommunikation der Führungskraft. Indem Führungskräfte Aufgaben und Erwartungen klar kommunizieren, sinkt die Chance auf Unklarheiten und Unsicherheiten auf Seiten der Mitarbeitenden.

Tipp 2: ‚Loose ends‘ werden durch das bewusste Abschließen von Aufgaben reduziert. Indem Führungskräfte ihr Team ermutigen, Aufgaben vollständig abzuschließen (bevor sie neue Aufgaben beginnen), tragen Führungskräfte dazu bei, den mentalen Ballast unerledigter Aufgaben zu reduzieren. Zusätzlich fördert dieses erfolgreiche Abschließen von Aufgaben oder Zwischenetappen das Selbstbewusstsein, jedes Teammitgliedes (https://www.loquenz.de/perma-modell-a-wie-accomplishment-zielerreichung/)

Was Führungskräfte auf jeden Fall vermeiden sollten, um den Zeigarnik-Effekt zu befördern

  • Ausbleibende Entscheidungen:
    Häufig entstehen ‚loose ends“ dadurch, das Entscheidungen hinausgezögert werden. Hier hilft vielleicht das Phänomen des abnehmenden Grenznutzens bei Entscheidungen. Zusätzliche Zeit für weitere Diskussionen trägt häufig nur noch wenig mehr an Sicherheit für die Richtigkeit der Entscheidung bei (https://www.loquenz.de/gutes-entscheiden-konsent-oder-konsens/) .
  • Multitasking:
    Führungskräfte tragen häufig zum Zeigarnik-Effekt bei, indem sie ihren persönlichen Handlungsdruck ungefiltert an ihr Team weitergeben. Das Ergebnis ist Multitasking, da zu viele Aufgaben vom Team gleichzeitig begonnen werden. Das sich einstellende Gefühl der Überforderung führt dann zum Produktivitätverlust. Auch wenn es nicht immer leicht fällt, Prioritäten zu setzen, ist es doch eine der vornehmsten Aufgaben für Führungskräfte, um Teams einen Rahmen zu schaffen, in dem sie wirklich Leistung entfalten können.

Für alle, die tiefer in den Zeigarnik‑Effekt eintauchen wollen: Der Artikel in GEO bietet spannende Einblicke (https://www.geo.de/wissen/gesundheit/zeigarnik-effekt–warum-uns-offene-aufgaben-so-belasten-35757094.html).

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