Atmen hilft – und ist so einfach. In vielen, insbesondere spirituellen Traditionen ist der Atem ein bewährtes Praxisfeld. James Nestor macht diese vergessene Kunst des Atmens durch sein Buch der breiten Leserschaft wieder zugänglich. Meine Bewertung: Fünf Sterne.
Umfangreiches Storytelling und gute weiterführende Lesehinweise
Am Anfang hat mich das ausführliche Storytelling fast verführt, das Buch wieder zur Seite zu legen. Nicht weil es inhaltlich irreführend wäre, sondern weil es sich immer wieder in die Länge zieht. Doch John Nestor schildert in jeder seiner zahlreichen Geschichten interessantes Hintergrundwissen rings um den Atem. Eines seiner großen Themen ist die Frage nach Mund- oder Nasenatmung. Das zweite Thema beschäftigt sich mit der Rolle von Sauerstoff und Kohlendioxid in unserem Blut. Den Abschluss des Buches bilden verschiedenste Atemtechniken aus unterschiedlichen Traditionen.
Mund- oder Nasenatmung?
Die Antwort ist klar: Nasenatmung! Der Selbstversuch über zwei Wochen Mundatmung wie auch zwei Wochen Nasenatmung wird sehr detailliert beschrieben. Wahrscheinlich wollen nicht alle die Details so exakt beschrieben haben. Doch das Ergebnis und die vorhandenen Studien zur Mund- und Nasenatmung sind eindeutig: Wir sollten uns die Nasenatmung angewöhnen. Und das selbst bei Ausdauerbelastungen. Die im Buch dargestellten Ergebnisse z. B. im Ausdauersport sprechen für sich!
Möglichst viel Sauerstoff? Oder welche Rolle hat das Kohlendioxid als Beitrag zur Vitalität?
Leistungsfähigkeit hängt nicht nur mit der Sauerstoffsättigung im Blut zusammen, sondern auch mit dem Kohlendioxidgehalt. Intuitiv geht man von der Grundannahme aus, dass für Vitalität möglichst viel Sauerstoff und möglichst wenig Kohlendioxid ideal sei. Weit gefehlt. Vielmehr geht es um die passende Balance der beiden Gase im Blut. Und deshalb nicht darum, möglichst intensiv zu atmen, sondern ausgewogen. Klar, die Nasenatmung hilft dabei.
Was tun? Nasenatmung und kontrolliertes Atmen einüben
Vielen mögen Atemübungen aus dem Yoga oder dem Zen bekannt sein. Auf den letzten Seiten hat der Autor knapp 20 Atemtechniken zum selbst Erproben zusammengetragen. Die beigefügten Links machen das Vertiefen leicht. Das Buch ist für alle, die mit ihrem Atem auf weitere Forschungsreise gehen möchten, eine wunderbare Fundgrube.