Wo lohnt sich mein Engagement? – Zwischen Bedürfnissen, Triggerpunkten und Einflussmöglichkeiten

Persönliche Energie gezielt einsetzen – zwischen Bedürfnissen, Triggerpunkten und Einflussmöglichkeiten

Zwischen Kaffeepause und Weltthemen

Wir kennen es alle: Ein lockerer Plausch am Kaffeeautomaten oder beim Mittagessen – und schon ist man mitten in einer Diskussion über die große Politik oder das irritierende Verhalten einzelner Politiker.

Mir geht es dann oft so: Einerseits möchte ich dem Thema aus dem Weg gehen. Andererseits packt mich der Ärger – und ich steige doch ein. Beide Reaktionen fühlen sich im Nachhinein nicht stimmig an.

Warum?

  • Ignoriere ich das Thema, besteht die Gefahr, Wichtiges zu verdrängen.
  • Steige ich emotional ein, verliere ich Energie – für Themen, die ich gar nicht beeinflussen kann.

Was liegt wirklich in meinem Einflussbereich?

Hilfreich zur Klärung ist für mich das Circle of Concern-Modell von Stephen Covey. Es hilft mir, Themen danach zu sortieren,

  • ob sie mich betreffen (Circle of Concern),
  • ob ich Einfluss nehmen kann (Circle of Influence), oder
  • ob ich direkt handeln kann (Circle of Control).

Mehr zum Modell auf Loquenz.de.

Doch manchmal reicht diese Einordnung nicht.
Auch wenn ein Thema klar außerhalb meines Einflussbereichs liegt, bleibt ein ungutes Gefühl. Das Gefühl der Hilflosigkeit nagt – auch wenn ich weiß, dass ich es nicht kontrollieren kann.

Wodurch werde ich eigentlich getriggert?

Ein StrategieDialog mit meinem Kollegen Gunter Steidinger (StrategieCentrum Schwarzwald-Bodensee) hat mir geholfen, meine Reaktionen besser zu verstehen.

Sein Impuls:
„Eine differenzierte Wahrnehmung der Ist-Situation ist immer hilfreich. Noch besser: Strategisch darüber nachdenken.“

Er lud uns ein, nicht nur emotional zu reagieren, sondern unsere inneren Triggerpunkte zu identifizieren – also die Stellen, an denen bestimmte Themen oder Personen bei uns Resonanz erzeugen.

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“

Ein weiteres hilfreiches Modell kam im Dialog mit Gunter ins Spiel: Die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow.

Die fünf Ebenen auf einen Blick:

Grafik Maslowsche Beduerfnispyramide beschnitten 2025.03.27 - Wo lohnt sich mein Engagement? – Zwischen Bedürfnissen, Triggerpunkten und Einflussmöglichkeiten

1. Ebene: Physiologische Bedürfnisse

Diese Bedürfnisse sind die grundlegendsten und lebensnotwendigen Anforderungen für das Überleben. Dazu gehören:

  • Nahrung und Wasser: Ohne diese können wir nicht überleben.
  • Schlaf: Erholung ist essentiell für die körperliche und geistige Gesundheit.
  • Wärme und Schutz: Ein sicherer Ort zum Leben und Schutz vor den Elementen.
  • Sex: Fortpflanzung und körperliche Intimität.

2. Ebene: Sicherheitsbedürfnisse

Sobald die physiologischen Bedürfnisse erfüllt sind, werden Sicherheitsbedürfnisse wichtig. Diese umfassen:

  • Physische Sicherheit: Schutz vor Gefahren und Bedrohungen.
  • Finanzielle Sicherheit: Stabilität durch Einkommen und finanzielle Ressourcen.
  • Gesundheit: Zugang zu medizinischer Versorgung und ein gesundes Leben.
  • Ordnung und Stabilität: Ein geregeltes und vorhersehbares Umfeld.

3. Ebene: Soziale Bedürfnisse

Diese Bedürfnisse betreffen unsere Beziehungen und das Gefühl der Zugehörigkeit. Dazu gehören:

  • Freundschaften: Soziale Verbindungen und Unterstützung durch Freunde.
  • Familie: Bindungen und Unterstützung innerhalb der Familie.
  • Liebe und Intimität: Emotionale und physische Nähe zu anderen Menschen.
  • Gruppenzugehörigkeit: Teil einer Gemeinschaft oder Gruppe zu sein.

4. Ebene: Wertschätzungsbedürfnisse

Diese Ebene umfasst das Bedürfnis nach Anerkennung und Selbstwertgefühl. Es gibt zwei Arten von Wertschätzung:

  • Selbstwertgefühl: Das Gefühl, kompetent und wertvoll zu sein.
  • Anerkennung durch andere: Respekt und Wertschätzung von anderen Menschen.

5. Ebene: Selbstverwirklichungsbedürfnisse

Die höchste Ebene der Hierarchie ist die Selbstverwirklichung. Dies bedeutet, das eigene Potenzial zu entfalten und persönliche Ziele zu erreichen. Dazu gehören:

  • Kreativität: Ausdruck und Nutzung kreativer Fähigkeiten.
  • Problemlösung: Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen.
  • Selbstbewusstsein: Verständnis und Akzeptanz der eigenen Identität.
  • Persönliches Wachstum: Kontinuierliche Weiterentwicklung und Lernen.

Reflexion: Welches Bedürfnis wird bei mir angesprochen?

In einer Kleingruppenübung schauten wir auf provokante Persönlichkeiten wie Friedrich Merz oder Donald Trump.
Die Frage dabei: „Auf welcher Ebene der Bedürfnispyramide spüre ich eine Reaktion?“

  • Geht es um Sicherheit?
  • Fühle ich mich ausgeschlossen oder nicht wertgeschätzt?
  • Steht etwas meiner persönlichen Entwicklung im Weg?

Oft waren es nur Vermutungen, die unsere Reaktionen ausgelöst haben – nicht reale Bedrohungen.
Die Erkenntnis:
Mein Circle of Control wird meist gar nicht direkt berührt. Aber meine Vorstellungskraft erzeugt eine starke emotionale Reaktion.

Mein persönlicher Kompass:

„Wieviel Lebenszeit widme ich Themen, die ich gar nicht beeinflussen kann?“

Diese Frage stelle ich mir immer häufiger. Und gleichzeitig:
„Wo liegt mein Circle of Influence – und welches Potenzial übersehe ich dort?“
Ich merke: Es lohnt sich, genau hinzuschauen. Und bewusst zu entscheiden, wohin meine Energie fließen soll.

Aktuelle Beiträge

Weitere Themen

Keine Tags zu diesem Beitrag.

Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns!

Scroll to Top