Fastenzeit – Zeit für Lebendigkeit
Immer wieder taucht beim Image der Kirche auf, dass es nur darum ginge, den Dingen, die nicht so gut gelingen, im Blick zu haben; Sünden zu bekennen…
In der Fastenzeit dieses Jahr habe ich nicht nur gefastet (Alkohol und Süßigkeiten), sondern auch ein Experiment Richtung Dankbarkeit gestartet (link auf Blogbeitrag Fastenzeit). Dabei ist mir eine Facette des christlichen Glaubens wieder sehr gegenwärtig geworden, die ich als lebensbejahend und entwicklungsfördernd schätze.
Vom Dunkel ins Helle als Vertröstung?
Die Bewegung des Christentums ist eine Dynamik von den Schattenseiten des Daseins hin zum Potenzial. Eigentlich geht es darum, aus dem was möglich sein könnte, heraus zu leben. In Kirchenliedern spiegelt sich das in Texten, wie z.B.: „Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht“ (Gotteslob Nr. 291) wieder. Für manche wirkt das wie eine Vertröstung ins Jenseits und leider wird es z.T. so noch gebraucht. Die Hoffnung, dass es später besser wird, soll mir helfen, das Jetzt zu ertragen. Bis hin zu der Wirkung, dass diese Hoffnung auf das Jenseits mich dabei ausbremst, die Verhältnisse hier anzupacken und zu verändern.
Vom Dunkel ins Helle: Vitalisierung
Für mich ist die Botschaft eine andere. Was wäre, wenn wir das Jetzt mit allen seinen hellen, grauen und dunklen Facetten aus der Perspektive des Potenzials, das in allem steckt, anschauen würden? Im Sinne des Liedes „Leben aus dem Licht“? Wenn ich im jetzt den Blick auf das z.T. noch schwer wahrnehmbare Potenzial lenke? Mit Steve de Shazer und Insoo Kim Berg würde ich sagen, eine lösungsfokussierte Perspektive einzunehmen (link auf Buchbesprechung). Auch im Begriff Krise sind uns zwei Seiten-Gefahr und Chance – vertraut. Genau das war die spannende Erfahrung mit meinem Dankbarkeitsexperiment während der Fastenzeit. Was passiert mit mir, wenn ich jeden Tag Dinge entdecke, für die ich dankbar sein kann, ohne die negativen Dinge, denen ich auch ausgesetzt bin, deshalb zu ignorieren?
Fokus auf das Potenzial aktiviert unerwartete Kräfte
Mich hat es verblüfft, wie herausfordernd es für mich wahr, wirklich die Vielzahl an Dingen, für die ich dankbar sein kann, zu entdecken. Was ist es wert, dafür dankbar zu sein? Und wenn man genau hinschaut, entdeckt man mehr und mehr Details. Und eine unerwartete Folge dieser Erfahrungen war deren vitalisierende Wirkung auf mich. Ich habe angefangen, auch mit anderen über diese Dankbarkeitserfahrungen zu sprechen und auch die anderen z.T. davon anzustecken. Ich bin gespannt, ob diese Infektionswelle der Dankbarkeit noch weitergeht…