Auf den ersten Blick ist unternehmerisches Handeln ganz einfach.
Es gibt eine Handlungssituation, die ich beschreiben kann. Ich kann mir strategische Handlungsoptionen überlegen, potenzielle Folgen im positiven als auch im negativen Sinne abschätzen und gestützt auf diese Analyse, meine Entscheidung fällen. Natürlich empfehle ich aus der Perspektive des Unternehmensberaters, das Wissen und die Erfahrung von Mitarbeitenden, Führungskräften, Lieferanten wie Kundinnen und Kunden in solche Entscheidungsprozesse mit einfließen zu lassen und sogar, diese Gruppen an der Entscheidung aktiv zu beteiligen. Die Verfahren dazu liegen uns allen vor.
Ich schätze hier insbesondere den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im StrategieCentrum Schwarzwald-Bodensee (www.steidinger.com). Eine gute und nüchterne Analyse der Ist-Situation mit ihren strategischen Handlungsalternativen ist zwar manchmal Kärrnerarbeit, doch es lohnt sich.
Vielfältige Entscheidungsverfahren, um die Intelligenz vieler in Entscheidungen einfließen zu lassen
Zusätzlich, zu den Ansätzen der Strategiearbeit, gibt es eine Vielzahl von Change-Ansätzen, die dazu beitragen, dass die Intelligenz und Erfahrung möglichst Vieler in Veränderungsprozessen in Betrieben und Organisationen fruchtbar werden kann. Stellvertretend sei an dieser Stelle auf die Veröffentlichungen von Winfried Berner (https://www.loquenz.de/reorganisation-und-restrukturierung/) oder Manfred Permantier (https://www.loquenz.de/fuhrung-unternehmenskultur-zukunftsfahig-gestalten/) hingewiesen.
Im konkreten Tun orientieren wir uns bei Loquenz an
- der Lösungsfokussierung, wie sie von Insoo Kim Berg und Steve de Shazer ausgearbeitet wurden
- dem Ansatz der Effectuation (Michael Faschingbauer hat sich hier für den Transfer in den deutschen Sprachraum engagiert)
- Lean Management (v.a. in der Kooperation mit dem https://impuls-trainingscenter.de) und
- den Erkenntnissen aus der Positiven Psychologie (hier liefert die Seite der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie www.dgpp-online.de zahlreiche Anregungen).
Umgang mit Ungewissheit – die Haltung entscheidet
Doch bei aller Methodenvielfalt, spannend wird es im Unternehmen, wie die Methoden im Alltag Anwendung finden. Dazu leistet ein gutes Methodentraining einen wertvollen Beitrag. Doch reicht das allein nicht aus. Unsere Erfahrung in Veränderungsprozessen: letztendlich ist es die Haltung, entscheidet www.loquenz.de/methoden-haltung-erfolgsfaktoren/.
„Fürchte dich nicht. Es blüht hinter uns her.“ – Die ‚Lücke‘ zwischen Entscheidung und Wirkung aushalten
Sowohl im Einzelcoaching von Entscheiderinnen und Entscheidern als auch in meiner persönlichen unternehmerischen Tätigkeit wird es immer dann besonders spannend, wenn ich die Wirkung meiner unternehmerischen Entscheidungen nicht garantieren kann. Zwar helfen Ausbildung und Berufserfahrung, um die Wirkung besser abzuschätzen, doch so richtig sicher kann ich mir letztendlich nicht sein, ein Rest Ungewissheit bleibt.
In unserem Weihnachtsgruß 2020 habe ich an ein Zitat von Hilde Domin „Fürchte dich nicht. Es blüht hinter uns her.“ angelehnt (www.loquenz.de/fuerchte-dich-nicht-es-blueht-hinter-uns-her).
In der Beratung lautet für mich eine der produktivsten Fragen, was es meinem/r Coachée ermöglicht, diese Lücke zwischen Entscheidung und Wirkung auszuhalten – also mit Ungewissheit umzugehen. Die Antworten gestalten sich sehr individuell. Und trotzdem eint alle Antworten nach einer gewissen Zeit der Selbstexploration, dass sie sehr klar und kraftvoll sind.
Was lässt mich persönlich die ‚Lücke‘ zwischen Entscheidung und Wirkung aushalten? – „Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug“
Auch dieser Satz „Ich setzte den Fuss in die Luft, und sie trug“ stammt von Hilde Domin. Die Anfrage unserer Kirchengemeinde, einen kleinen Text zu meinen Pilgererfahrungen für unser „Heiligs Blättle“ zu verfassen, hat mich motiviert, auf diese Frage meinen ganz persönlichen Antworten nachzugehen.
Hier der Beitrag:
Der Weg ist das Ziel
Seit etlichen Jahren pilgere ich mit einer kleinen Gruppe (3-5 Personen) jedes Jahr eine Woche auf dem Jakobsweg. Die Abschnitte wechseln. Häufig sind wir in Frankreich unterwegs; aber auch schon die Strecke von Tübingen bis an den Rhein haben wir gemeinsam genossen. Unser Motto: Der Weg ist das Ziel. Ob wir jemals in Santiago De Compostela ankommen? Wir wissen es nicht – und es ist auch nicht unsere Intention.
Unsere Pilgerwoche sind für mich Exerzitien im Gehen.
Wir starten am Morgen mit der ‚Laudes‘, ein kleiner ‚geistlicher Impuls‘ am späten Vormittag und nach dem Erreichen des Tageszieles die ‚Eucharistiefeier mit Bibel teilen‘. Natürlich kommen auch unsere anderen Bedürfnisse wie gutes Essen und persönlicher Austausch nicht zu kurz.
Das Zitat von Hilde Domin „Ich setzte einen Fuss in die Luft und sie trug“ wurde für mich zu einer zentralen Erfahrung. Bei aller Anstrengung und Konzentration im Gehen, so richtig sicher, ob mich der Boden trägt, das Gras rutschig ist oder sich unter dem Laub eine Kuhle verbirgt, so richtig sicher bin ich erst, wenn ich meinen Fuß gesetzt habe. Die Erfahrung beim Pilgern zeigt mir, dass ich zwar ein Ziel im Blick habe, doch in der konkreten Gehbewegung scheint mir der Weg eher entgegenzukommen.
Und immer besteht die Unsicherheit, was beim Kontakt mit dem Boden entsteht. Ist es ein fester, sicherer und verlässlicher Kontakt oder ein eher unsicherer und flüchtiger Kontakt, bei dem ich froh bin, rasch den nächsten Schritt setzen zu können? Viel hängt auch von meiner Entschlossenheit ab, mit der ich voranschreite.
Vertrauensvoll voranschreiten und auf das Aufgefangen sein vertrauen
Für mich ist diese Woche im Pilgern immer wieder auf´s Neue eine Erinnerung und Rückbesinnung auf meine Art und Weise zu leben. Habe ich im konkreten Moment eine Idee, wohin mich mein Streben führen soll? Und habe ich gleichzeitig das Gewahrsein, was sich ereignet? Es ist eine Gleichzeitigkeit von Intention – Was ist meine konkrete Absicht? – und Kontemplation – Was ist jenseits meiner Absicht wahrzunehmen und zu entdecken?
Der Ungewissheit mit Vertrauen begegnen
Mit jedem Schritt erlebe ich den festen Grund, auf dem ich gehe, und im übertragenen Sinne IHN, aus dem ich lebe. Und gleichzeitig besteht da diese Unsicherheit in dem Moment, in dem sich mein Fuß in der Luft befindet. Meine ganze Erfahrung sagt mir, dass mich der Kontakt mit der Erde tragen wird. Doch ist dies nur die Erfahrung der vielen vorangegangen Schritte. Wird sich diese Erfahrung auch beim nächsten Schritt als tragfähig erweisen? Es bleibt die Unsicherheit mit der einzigen Konsequenz zu vertrauen. Mich in dieses Vertrauen auf den nächsten Schritt, auf Gott einzuüben – das ist für mich die eigentliche Herausforderung und geistliche Erfahrung im Pilgern.