Das Buch von Freiheit von Wilhelm Hahn und Werner Beiweis bietet einen visionäreren Blick auf die Zukunft der Unternehmensführung. Meine Bewerbung: 5 Sterne.
Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein Buch über Unternehmensführung mit einem ausführlichen Zitat von Matthias Claudius startet, von dem ich nur wenige Zeilen zitieren möchte: „Es gibt was Bessers in der Welt als all ihr Schmerz und Lust (…) Und sehne mich darnach“.
Die Firma WIHA als Feld des Aufblühens und Gedeihens
Vielen könnten die Produkte von WIHA vertraut sein. WIHA produziert und vertreibt hauptsächlich Werkzeugsortimente, Schraubendreher, Drehmoment-Werkzeuge, Multifunktions-Werkzeuge, Stiftschlüssel, Bits… und ist mit einem Umsatz knapp € 100 Millionen und über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine kleine Firma. Umso spannender, wenn einer der Geschäftsführer einen Einblick in die Unternehmensphilosophie unter dem Stichwort „Freiheit“ gibt.
„Freiheit“ als ganzheitliche Orientierung nach Innen
Anlass des Buches war das Bedürfnis nach Orientierung für WIHA selbst. Nach dem Motto: „Wenn wir wissen, wohin wir wollen, wissen wir auch, wie wir gehen müssen“ (S. 7). Und gleichzeitig geht es den Autoren um mehr. Es geht ihnen um einen ganzheitlichen Ansatz für alle, die verstehen, dass entgrenzte Marktwirtschaft in Selbstentfremdung und Unmenschlichkeit endet. Sie wollen zeigen, „wie Führung heute und in Zukunft gelingen kann“ (S. 7). Dabei geht es nicht darum, auf Gewinn zu verzichten, sondern im Bewusstsein zu haben, dass reine Gewinnorientierung nicht ausreicht. „Sinnstiftend ist für die Autoren eine Freiheit, die sich in Verantwortlichkeit verwirklicht“ (S. 7).
Freiheit – annehmen und verwirklichen
Sehr ausführlich entfalten die Autoren den Begriff der Freiheit. Letztendlich ist Freiheit ein Ethos, eine Grundhaltung, mit der ich die auf mich zukommenden Aufgaben gestalte. Führungskräfte haben dabei einen entscheidenden Anteil.
Führen heißt Heimat schaffen – und sich einlassen
Für Hahn und Beiweis setzt Führung einen inneren Vertrauensraum voraus. Man kann sich zwar entschließen, in einer bestimmten Situation „sein Herz zu öffnen oder zu verschließen“ (S. 59). Doch kann man sich nur den Entschluss vornehmen. Ob daraus dann mehr entsteht, das bleibt für den Einzelnen unverfügbar.
Ein Unternehmen zu führen, bedeutet für die Autoren, Heimat unter marktwirtschaftlichen Bedingungen zu schaffen. Für sie bedeutet führen, „sich dem Sog der Abstraktionen zu widersetzen, den Score Boards, der Cockpit-Steuerung etc. Entscheidend für die Qualität der Entscheidungen ist die Fähigkeit und alltägliche Übung, sich mit der zu entscheidenden Sache vertraut zu machen, und d. h, sich auf die konkreten Menschen, die konkrete Situation und die konkreten Probleme einzulassen“ (S. 65).
Haltung entscheidet
Es zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Entscheidend ist die Grundhaltung als Führungskraft. Bin ich davon überzeugt, dass in meiner Organisation das freie Schaffen für alle ermöglicht werden soll? Dann versuche ich eine Organisation zu schaffen, die diese Freiheit unterstützt, die Menschen Freiheit schenkt und in der die darin Tätigen die Freiheit wollen. Für alle, die sich diesem Grundgedanken anschließen können, ist das Buch absolut lesenswert!