Hoffnung und Sehnsucht – Sind das Themen für Führungskräfte?

Im Kontext des Jahreswechsels sind mir die Begriffe Hoffnung und Sehnsucht immer wieder begegnet. Beide klingen in mir positiv besetzt an, doch was können Hoffnung und Sehnsucht im Kontext von Führung bedeuten?

Hoffnung als Motor für Resilienz und Zielstrebigkeit

Unter Hoffnung verstehen wir ein Gefühl, welches sich auf ein Ereignis in der Zukunft bezieht. Es ist die positiv besetzte Erwartung oder der Wunsch, dass sich etwas in der Zukunft realisiert oder vermehrt bzw. minimiert oder es sich nicht realisiert. Bei Hoffnung schwingt auch der Optimismus mit, dass etwas Positives passieren wird. Das kann das Gewinnen einer Ausschreibung sein oder das Meistern einer schwierigen Situation.

Sehnsucht: Treibstoff für Visionen und Engagement

Sehnsucht hingegen ist ein intensives Verlangen nach etwas, das man sich wünscht. Oder auch eine oft schmerzliche, emotionale Bindung an etwas, das man vermisst. Sehnsucht ist zeitunabhängig. Sie kann sich auf vergangene Erfahrungen, Menschen oder Orte beziehen, die jetzt nicht mehr verfügbar sind, die man vermisst. Zum Beispiel Abschiede von Wohnorten, Personen oder den tollen Arbeitsbedingungen im bisherigen Team.

Sehnsucht kann sich aber auch auf etwas beziehen, das man sich in der Zukunft wünscht und das als nur schwer unerreichbar empfunden wird. In der Vorbereitung von Kick-offs im Change Management wird dazu häufig das Antoine de Saint-Exupéry zugeschriebene Zitat angeführt: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Die Balance zwischen Emotion und Realität

Für den Kontext von Führung lohnt es sich, etwas genauer sowohl auf Hoffnung als auch auf Sehnsucht zu schauen. Als Führungskraft sollte ich die klare Hoffnung ausstrahlen, dass wir unser Ziel erreichen können. Hoffnung kann die Entschlossenheit im Team stärken, dass dieses Ziel auch zu erreichen ist. Und: Hoffnung kann die Resilienz im Team stärken, dass auch bei Rückschlägen die Einstellung Oberhand behält, dass die Herausforderung überwunden werden kann. Doch Achtung: Zu viel der Hoffnung kann auch das Gegenteil bewirken. Der Blick auf Risiken wird getrübt, die eigene Anstrengung zur Zielerreichung kann in den Hintergrund geraten und Passivität entstehen und es kann auch zur eigenen Überschätzung führen.

Auch Sehnsucht besitzt die beiden Seiten einer Medaille. Wahrscheinlich haben wir alle schon einmal Sehnsucht als Quelle von Kreativität und visionären Umsetzungen im Sinne des Zitats von Antoine de Saint-Exupéry erlebt. Auf der einen Seite sorgt Sehnsucht für eine tiefe emotionale Bindung zu Zielen und auch Werten und ist damit eine wichtige Voraussetzung für Leidenschaft und Engagement. Sehnsucht kann auch zum Wachstum motivieren, indem wir mit Rückschlägen nach vorne gerichtet umzugehen lernen.

Auf der anderen Seite kann Sehnsucht aufgrund des gefühlten Mangels (der Zielzustand, nachdem ich mich sehne, ist ja noch nicht Realität) irgendwann zu Unzufriedenheit und emotionalem Schmerz führen. Starke Sehnsucht nach etwas, kann den Blick auf die Realität und ihre Grenzen verstellen. Ich erinnere mich dabei ein mein Bemühen als Jugendlicher im Kunstturnen einen Doppelsalto zu meistern, was bei meiner Körperlänge und den physikalischen Hebelverhältnissen dazu führt, dass ich aufgrund Überlastungserscheinungen erlebte und fast mit dem Turnen aufgehört hätte. Schließlich kann die durchaus auch ambivalent empfundene Sehnsucht emotional so dominierend sein, dass kein Raum mehr für konkrete Umsetzungsschritte bleibt.

Emotionen als Werkzeuge der Führung

Für Führungskräfte lohnt es sich, mit beiden Emotionen vertraut zu sein. Da ist die ausgestrahlte und idealerweise auch mit dem Team geteilte Hoffnung, auch ein schwieriges Ziel erreichen zu können, die die Resilienz stärkt; und da ist die Sehnsucht, die das individuelle Engagement stärkt, Wege zum zugegebenermaßen visionären Ziel zu finden.

Die persönliche Reflexion: Quellen für Hoffnung und Sehnsucht finden

Die Preisfrage für mich lautet: Aus welchen Quellen schöpfen wir als Führungskräfte die Hoffnung und Sehnsucht, die unser eigenes Handeln und das unserer Teams beflügeln? Denn wer seine eigenen Stärken und Grenzen kennt, kann auch in herausfordernden Zeiten Hoffnung vermitteln und eine inspirierende Vision entwerfen.

Und falls Sie tiefer in die Selbstreflexion gehen möchten, hier mein Lesetipp: Positive Psychologie der Hoffnung: Grundlagen aus Psychologie, Philosophie, Theologie und Ergebnisse aktueller Forschung“ von Andreas M. Krafft und Andreas M. Walker.

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