Other people matter – Tipps zur Umsetzung für Führungskräfte
Folgt man der Grundannahme von Christopher Patterson „Other people matter“, dann bietet Marcus Schweighart mit diesem Büchlein gut aufbereitet die Erkenntnisse der Positiven Psychologie für Führungskräfte, die diese Grundannahme, dass Menschen im Betrieb wichtig sind, teilen. Und es sich lohnt, bis hin zu High Performance.
Als gelernter Bankkaufmann, Experte für Positive Psychologie und Positive Führung und Geschäftsführer einer Unternehmensberatung verfügt Schweighart über zahlreiche Praxisbeispiele und Verhaltenshinweise, die er mit diesen 50 Seiten so aufbereitet, dass es nicht nur für Führungskräfte eine Freude ist, sie zu lesen. Und vor allem, im persönlichen Führungsalltag zu erproben!
Der Anspruch des Autors ist hoch. Er möchte mit seinem Werk „gemeinsam die Hebel, mit denen Sie (ST: die Leser/-innen) die Qualität ihrer Gespräche erhöhen können, systematisch betrachten und Ihnen somit Handwerkszeug verschaffen, das Ihnen hilft, mit positiver Kommunikation exzellente Leistungen im Team hervorzubringen“ (S. 3).
Im Verständnis von High Quality Connections (HQCs) baut der Autor auf der Definition von Dutton auf: „Bei High Quality Connections handelt es sich um kurzfristige positive Interaktionen, die für die Beteiligten eine positive Erfahrung sind. Diese Interaktionsqualität können wir bereits in kurzen Gesprächen erreichen, aber damit langfristig sehr positive Auswirkungen hervorrufen“ (S. 4). Und das Gute daran: HQCs brauchen keine gemeinsame Vorerfahrung oder Vorgeschichte. Es geht um den konkreten Moment im Hier und Jetzt. Damit kann der Ansatz der HQCs optimal im betrieblichen Handlungsfeld von Führungskräften angewendet werden.
Nach der Definition und Einführung in den Ansatz der HQCs folgt ein Kapitel über die Rolle und ein Plädoyer für Emotionen – auch im Betrieb! Und nebenbei streut der Autor noch Tipps für den Führungsalltag oder für Teamworkshops ein. Sei es z.B. die „was noch?“-Frage, wenn es im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen oder Mitarbeitenden um negative Emotionen geht. Mit der Frage nach dem „was noch?“ wird die Perspektive auf weitere Emotionen der gerade vom Gegenüber thematisierten Situation gerichtet, die vielleicht nicht nur negative Emotionen beinhalten. Oder der Einsatz des Moodmeters, um Emotionen z.B. auch in Teamworkshops ansprechbar zu machen.
Das Kapitel vier widmet sich den Stellhebeln, wie HQCs gefördert und gestärkt werden können. Auch wenn die vier skizzierten Aspekte (Aufgabenbezogene Unterstützung, respektvolles Engagieren, Vertrauen und Spielen) für viele nicht unbedingt neu sein mögen, hat dieses Kapitel seinen Reiz aufgrund der konkreten Praxishinweise für den Führungsalltag. Oder es ist nur ein kurzes Zitat wie „Demut im Hier-und-Jetzt“. Ein spannendes Experiment, wenn es mir gelingt, diese Form von Demut in meinem persönlichen Führungsalltag häufiger Raum zu geben ….
Im Kapitel fünf erweitert Schweighart die interaktionale Perspektive zwischen Mitarbeitendem und Führungskraft hin auf organisationale Aspekte: Rituale, Kultur, Incentives und Rollen. In diesem Kapitel schöpft der Autor sichtbar aus dem Vollen seiner Praxiserfahrungen. Hier sollten sich für alle Führungskräfte Anregungen finden!
Ein Kapitel über drei konkrete Werkzeuge, die als Inspiration für die Führungspraxis gedacht sind, bildet den Abschluss. Da die Werkzeuge z.T. einen sehr spielerischen Charakter haben, mögen sie auf den ersten Blick nicht für alle geeignet erscheinen. Es lohnt sich aber, sie zu erproben. Der Erkenntnisgewinn und die Verbesserung der Beziehungsqualität am Arbeitsplatz im Sinne der HQCs lässt sich nicht verhindern.
„Tauchen“ – ein Text der Poetry Slammerin Paulina Behrendt schließt das Büchlein auf ungewöhnliche Weise ab. Auch wer sich nicht für den Kauf entschließt, dem sei auf jeden Fall das Video von Paulina Behrendt auf YouTube empfohlen.