Ungewohnte Perspektive zum Thema Führung. Bewirbt sich die Mitarbeiterin bei der Führungskraft oder die Führungskraft beim Mitarbeiter?
Als vor einigen Wochen ein Teilnehmer in einem Führungskräfteworkshop zur Frage, wie sich Vertrauen und Kontrolle im Führungsprozess zueinander verhalten, in den Ring geworfen hatte, dass es beim Thema Mitarbeiterführung immer auch darum ginge, dass sich die Führungskraft um das Vertrauen der Mitarbeiter bewerbe, erntete dieser Teilnehmer v.a. fragende Blicke.
Vertrauen ist fragil
Kann man nicht voraussetzen, dass Vertrauen vorhanden ist? Man muss doch vom Mitarbeiter Vertrauen in seine Führungskraft erwarten können. Mmh… Ist das wirklich so? Die Workshoprunde kam recht rasch zu einem anderen Ergebnis: Vertrauen ist die Folge von guter Zusammenarbeit. Gut bedeutet dabei, dass die gegenseitigen Erwartungen aneinander klar sind und wir im Umgang miteinander dadurch berechenbar sind. Und wenn einmal eine Irritation und Störung in der Zusammenarbeit entsteht, dann ist das nur allzu menschlich. Doch reicht es nicht aus, diese menschliche Facette einer Irritation festzustellen oder gar die Irritation mit solch einer Feststellung abzutun, sondern nach dem Entdecken einer solchen Irritation wird es zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in spannend.
Vertrauen muss sich bewähren
Wie geht meine Führungskraft mit einer Störung um, bei der in der Regel immer ein gewisser Teil der Verantwortung bei ihr liegt? Macht meine Führungskraft auch diesen Teil der Irritation mir als Mitarbeiter*in gegenüber transparent? Und lernt sie daraus? Vertrauen bewährt sich, wenn beide Seiten bemerken, dass auch Störungen vertrauensvoll thematisiert werden können und gemeinsam daraus gelernt wird. Dann haben solche Störungen sogar das Potenzial, das Vertrauen zu intensivieren. Frei nach dem Motto, dass man aus einer Krise gestärkt hervorgehen kann.
Als Führungskraft sich um das Vertrauen des/der Mitarbeiter/in bewerben
Ich sollte mir als Führungskraft immer im klaren darüber sein, dass das Vertrauen meiner Mitarbeiter*innen ein Geschenk an mich ist, dessen ich mich – auch gerade in Krisen – als würdig erweisen muss. Genau dann kann ich in dieser Führungsbeziehung zeigen, dass ich dazulerne. Diese Transparenz mag für mich als Führungskraft im ersten Moment unangenehm sein, kann aber die Arbeitsbeziehung kraftvoll stärken. Insofern wünsche ich einen produktiven Umgang mit Irritationen und Störungen in Führungsbeziehungen!