My (R)Evolution – mehr Mut im Alltag
Auch in Tübingen muss sich die Katholische Kirche verändern. Auf der Ebene des Gesamtkirchengemeinderates erzeugen Trends, wie z. B. die zukünftig rückläufigen Finanzmittel und die abnehmende Zahl an Priestern, strukturellen Handlungsbedarf. Eigentlich könnte man schon aufgrund der strukturellen Veränderungsnotwendigkeiten von einer Change-Situation sprechen. Auch wenn viele hoffen, dass es ein evolutionärer Prozess sei und sich dafür engagieren, mit den begrenzten Mitteln noch möglichst viele Elemente der gewohnten Struktur zu erhalten. Und bei all diesen notwendigen strukturellen Diskussionen sind die inhaltlichen „Querschläger“, wie z. B. das immer noch nicht absehbare Diakonat der Frau, der verantwortungsbewusste Umgang mit Einfluss anstelle des immer wieder auftauchenden Machtmissbrauchs u.ä., überhaupt noch nicht genannt…
Gleichzeitigkeit von „Downsizing“ und „Feuer für das Neue“
Mein Eindruck: die Gleichzeitigkeit des absehbaren Niedergangs (Downsizing) mit dem Aufblühen von Neuem (Feuer für das Neue) überfordert. Natürlich müssen weiterhin, bei zurückgehendem Personalschlüssel im Hauptamt, Gemeindemitglieder getauft, zur Erstkommunion begleitet und gefirmt werden. Auch ist die kirchliche Trauung nach wie vor gefragt und die Anzahl der gewünschten kirchlichen Beerdigungen ist nach wie vor hoch. Das bedeutet allerdings, dass die vorhandene Grundlast für die Organisation so groß ist, dass kaum Raum für Neues entstehen und gefördert werden kann.
Gutes Management und Leadership zur gleichen Zeit
Mit John P. Kotter gesprochen gilt es, in einer solchen Situation „die Kraft der zwei Systeme“ zu nutzen. Das vorhandene Managementsystem, um den Bestand zu sichern; das schnelle, kreative und agile zweite System, um den Vorteil eines sich öffnenden „Fenster der Möglichkeiten“ zu nutzen – bevor es sich allzu schnell wieder schließt. Kotter skizzierte für dieses zweite System wenige Grundprinzipien:
- Wichtige Veränderungen werden von vielen Mitarbeitern und von überall vorangetrieben – nicht nur von den üblichen ChangeAgents.
- Es geht um ein Mindset im Stile eines „machen“, nicht eines „müssen“.
- Aktionen, die von Kopf und Herz getrieben sind, nicht nur vom Kopf.
- Mehr Leadership, nicht mehr Management.
- Unzertrennbare Partnerschaft zwischen Hierarchie und Netzwerk – nicht nur eine erweiterte Hierarchie.
In „Accelerate: Building Strategic Agility for a Faster-Moving World“ beschreibt Kotter diese Idee im Detail.
Gelingender Change erfordert auch individuelle Ermutigung und Quick-Wins
Im Austausch mit Tobias Heisig, Autor von 33 Mutausbrüche für mehr Glaube im Alltag und angeregt von den Gedanken von Kotter entstand die Idee, in Tübingen einen Impulsabend zu organisieren, um gemeinsam zu erkunden, wie wir ganz individuell in dieser volatilen Situation unseren Glauben leben können. Wir erhoffen uns Ermutigung, Bestätigung und Anregung durch die Beispiele unterschiedlichster Gemeindemitglieder der Katholischen Kirche Tübingen. Beispiele, die in der Sprache Kotters „von Kopf und Herz getrieben sind, nicht nur vom Kopf“.
Wie wird die Resonanz auf diese Veranstaltung am 21. November 2022 von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Bachgasse 5 in Tübingen sein?
Hier können Sie den Flyer zur Veranstaltung herunterladen: Impulsabend My (R)Evolution
Vielleicht entsteht dabei eine weitere Glut oder gar ein verstärktes Feuer, vielleicht geschieht auch nichts. Ich bin gespannt. Wo ich mir ganz sicher bin: der Versuch schadet auf keinen Fall, wir können nur gewinnen!