Muss Negativität sofort entgegnet werden? Meistens nein, es ist sehr häufig genügend Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Natürlich mit Ausnahmen: Wenn Gefahr im Verzug ist, ist natürlich rasches Handeln gefragt.
Negativität, Schlechtes Gefühl und der Drang zur sofortigen Veränderung
Ein Freund und IT-Manager hat es in einem unserer abendlichen Telefonate, mit denen wir sozusagen von Hotel zu Hotel immer wieder Kontakt halten und uns über unsere Erfahrungen im Beruf austauschen, vor einigen Monaten sehr schön und etwas drastisch auf den Punkt gebracht: „Wenn Du dich scheiße fühlst, dann musst du nicht sofort etwas ändern.“
Wie rasch gilt es eigentlich, negative Situationen zu beseitigen?
Was er mit diesem Zitat im Blick hatte, war der Aktionismus, der entsteht, sobald eine unangenehme Situation vorhanden ist. Natürlich ist es für alle Beteiligten verständlich und von außen absolut nachvollziehbar, dass zahlreiche Aktivitäten entwickelt werden, um diese unangenehme Situation zu beenden. Doch leider entstehen dabei oft Lösungswege, die zu kurz gesprungen sind. Sozusagen operative Hektik vor fundierter Problemlösung.
Unangenehme Gefühle stehen der Situationsbeschreibung im Weg
Für den IT-Manager war sein Credo für schwierige Problemsituationen klar: Erst die Fakten beschreiben und teilen, dann auf den Lösungsweg gehen und passende Strategien zur Weiterentwicklung generieren. Natürlich könnte man jetzt denken: typisch IT. Emotionen spielen keine Rolle, obwohl jede/r weiß, dass Emotionen eine entscheidende Rolle spielen.
Im weiteren Gespräch hatte er seine Strategie weiter präzisiert: Die Fakten zu beschreiben bedeutet natürlich auch, die mit den Fakten verbundenen Emotionen zu beschreiben. Natürlich gehören Sachverhalte und Emotionen dazu, um eine Situation ganzheitlich zu erfassen. Doch darf das nicht bedeuten, dass die Emotionen verhindern, sich wirklich ausführlich auf die Fakten einzulassen!
Den Emotionen und den Fakten Raum geben
Seine Erfahrung ist, wenn ich mir die Zeit nehme, mich auf die Wahrnehmung aller vorhandenen Fakten und Emotionen einzulassen, dann entstehen die interessantesten und wirkungsvollsten Lösungsideen. Der Drang, von den negativen Emotionen vorschnell Richtung Lösungsideen abzubiegen ist verständlich, doch gilt es, genau diesem Druck standzuhalten und bei der Situationswahrnehmung zu bleiben. Und seine Erfahrung was dabei hilft: Dies im Team deutlich zu thematisieren. Das heißt, auch als verantwortlicher Manager die Fakten mit den damit verbundenen Emotionen in Worte zu fassen. Dies mag vielleicht zu Beginn für manche im Team ungewohnt sein, doch es hilft!