25 Herausforderungen für die persönliche Coachingpraxis
Bei „Provocation“ denke ich zuerst einmal an Frank Farelly, den Begründer der Provokativen Therapie. Mit humorvoller Provokation hatte es Frank Farelly erreicht, den Widerspruchsgeist, die Selbstverantwortung und die Eigenständigkeit der Ratsuchenden zu wecken und ihre Entwicklung zu unterstützen. Farelly nutzte Provokationen im Sinne des englischsprachigen „to provocate“, d.h. herauslocken und herauskitzeln, weit weg vom deutschsprachigen ‚Provozieren‘.
Positive Provocation – Zur Selbstreflektion herauslocken
Dieses Herauslocken zur Selbstreflektion der individuellen Coachingpraxis ist auch das Herzensanliegen von Robert Biswas-Diener. Er stellt mit ‚Positive Provocation‘ 25 Fragen. Diese sollen dem Leser bzw. der Leserin helfen, ihre Coachingpraxis auf ein höheres Niveau zu bringen. Dies gelingt ihm mit 25 Abschnitten, die jeweils einer These gewidmet sind und diese auf wenigen Seiten entfalten, um sie abschließend zusammenzufassen und mit Anregungen für das individuelle Experimentieren zu versehen.
Lerntheorie? Auch ein Thema für Coaches!
‚Positive Provocation‘ No. 6 ist die Frage, ob Coaches sich aktiv mit Lerntheorie auseinandersetzen sollten. Ausgehend von der These, dass Coaches Lernprozesse erleichtern, lädt der Autor zur Selbstreflexion ein. Welche Vorannahmen prägen mich als Coach zum Thema Lernen? Seine Schlussfolgerung: Wenn für mich Coaching eher ein Angebot für eine Lernreise ist, als ein Angebot zur Zielverfolgung, dann sollte ich mich als Coach unbedingt mit Lerntheorie beschäftigen. Drei Einladungen zur Reflexion der persönlichen Coachingpraxis im Kontext von Lernen schließen dieses Kapitel ab.
Symmetrische und asymmetrische Fragetechniken
Die Unterscheidung zwischen lösungsfokussierten oder problemorientierten Fragetechniken ist vielen Coaches vertraut. Biswas-Diener setzt sich im zehnten Kapitel mit der Frage auseinander, ob eingesetzte Fragetechniken eher eine symmetrische oder asymmetrische Beziehung zwischen Coachee und Coach fördern. Sein Ziel ist dabei nicht, dass nur symmetrische Fragetechniken zugelassen seien, sondern das Bewusstsein als Coach zu schärfen, wann ich welche Art von Beziehung forcieren möchte.
Die Rolle von Selbstoffenbarung von Coaches
Die ‚Positive Provocation‘ No. 18 stellt die Frage, warum wir Selbstoffenbarungen des Coaches nicht mögen und sie eher mit möglichen Problemen verbunden ist. Und das, obwohl die Idee, warum Selbstoffenbarung von Seiten des Coaches eingesetzt wird, gut nachvollziehbar sein kann. Als Coach werde ich für Selbstoffenbarung möglicherweise von meinem Coachee gemocht; Selbstoffenbarung kann Verbindung zwischen Coachee und Coach stützen; Selbstoffenbarung kann dem Coachee direkt helfen und kann Feedback für ihn bereitstellen. Als Experiment lädt der Autor unter anderem zum strategischen Einsatz kleiner Selbstoffenbarungen durch den Coach ein. Ich werde damit experimentieren!