Priming – das Phänomen, dass unser Denken, Handeln und Fühlen durch die unterschiedlichsten Umweltfaktoren gebahnt wird, ist ein Phänomen, das uns allen wohl vertraut ist. Sei es ein bestimmter Geruch, ein spezifisches Geräusch oder unser Lieblingslied lenken unser inneres Erleben in eine bestimmte Richtung. Häufig fällt es uns bei unangenehmen Reizen auf, wie der Geruch von Desinfektionsmittel, das Geräusch des Bohrers in der Zahnarztpraxis oder die Sondersignale von Einsatzfahrzeugen.
Christa Kolodej, Beraterin und Therapeutin, die u.a. am Psychologischen Institut der Karl-Franzens-Universität in Graz lehrt, hat sich die Mühe gemacht, die aktuellen Erkenntnisse der Primingforschung für die Beratung, Verhandlung und Mediation aufzubereiten. Wie kann ich diese Forschungsergebnisse nutzen, um die Räume so zu gestalten, dass Beratung, Verhandlung und Mediation vielleicht leichtgängiger und produktiver werden kann?
Mit eindrucksvollen kleinen Beispielen, führt sie in das Phänomen des Primings ein, um dann ausführlich auf die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten des Primings einzugehen. Dazu geht sie entlang unserer Sinneskanäle vor. Das Kapitel 2 ist dem Priming durch visuelle Optionen wie Raumgestaltung, Bilder, Kleidung oder Naturelementen gewidmet. Im Kapitel 3 geht es um auditives und schriftliches Priming; im Kapitel 4 um kinästhetisches Priming. Das heißt Priming durch Bewegung, taktile Wahrnehmung, Temperatur oder Gewicht. Zwei Kapitel über olfaktorisches Priming (Geruch) und gustatorisches Priming (Geschmack) schließen die darstellenden Kapitel ab. Schon alleine die beschreibenden Kapitel veranlassen, die eigene Beratungssituation oder Gesprächssituation für Verhandlungen und Mediation auf den Prüfstand zu stellen. Die summarische Zusammenfassung am Ende eines jeden Kapitels erleichtern dies enorm.
Die Frage, wie und welchen Einfluss der Beratungsort ausübt und was dies für den Beziehungsaufbau und die grundlegenden Beratungsaspekte bedeuten kann, schließen in einem zusammenfassenden Kapitel das Buch ab. Natürlich nicht ohne ausführliche Hinweise auf die dargestellten Experimente und weiterführende Literaturhinweise.
Für mich ein sehr empfehlenswertes Buch, um sich dem Phänomen des Primings nicht nur zu nähern, sondern auch mögliche Konsequenzen für die eigene Profession daraus abzuleiten!
