Tugenden: Meditationen über Gestalten sittlichen Lebens von Romano Guardini (1987)

Tugenden – ein klassischer Ansatz von vielen Seiten beleuchtet

Wenn man sich die Lebensdaten von Romano Guardini (1885 – 1968) vergegenwärtigt, mag der Gedanke aufkommen, dass die Aufsätze doch schon reichlich Patina haben könnten. Im Sprachstil mag das so wirken, in den Inhalten sind sie nach wie vor up to date. Und an manchen Stellen bringt die z.T. etwas veraltet wirkende Sprache den Gedankengang sogar akzentuiert auf den Punkt. Oder wirkt sogar zeitlos, wenn Guardini z.B. in seiner Vorbemerkung schreibt: „Allzu sehr ist die sittliche Lehre zu einer Lehre von Verboten geworden (…) hier soll das Gute als das verstanden werden, dessen Verwirklichung den Menschen recht eigentlich zum Menschen macht“ S. 10).

Mit seinen Meditationen will er zur persönlichen Betrachtung und Kontemplation über Tugenden einladen. Am Beispiel von Mut und Tapferkeit lässt sich dieses Vorgehen skizzieren: In der Betrachtung über Mut (im Sinne einer allgemeinen Gesinnung) oder Tapferkeit (die Weise des Verhaltens), die beide nach außen gerichtet sind, gelingt es ihm in wenigen Abschnitten, den Blick nach innen zu wenden. „Der Mut, der das Leben annimmt und ihm von Mal zu Mal tapfer begegnet, ist überzeugt, daß im eigenen Innern etwas ist, das nicht zerstört werden kann“ (S. 98). Tief in meinem Inneren spüre ich, dass ich an das Nichts grenze – „da ist Gottes Macht und hält mich im Sein“ (S. 98). „Mut aber heißt (bei Entscheidungen), die Hand in Seine (d.h. Gottes Hand) zu legen und Ihm zu folgen – im Kleinen und im Großen“ (S. 99). 

Nachdem er den Blick auf diese im Tiefsten wahrnehmbare Geborgenheit und das ‚Gehalten werden‘ gelenkt hat, wird für Guardini deutlich, was letztendlich Mut bedeutet: „Die Haltung, die hier ´dennoch´ sagt und, trotz allem, was ihn sinnlos erscheinen läßt, den Kampf aufnimmt. Da darf man nie vergessen, daß Er ihn vor uns gekämpft und dadurch die Überwindung möglich gemacht hat“ (102).

Wer sich auf den Stil der Meditationen im Sinne eines betrachtenden und wirken lassenden Lesen einlassen kann, für den kann dieses Buch eine wertvolle Anregung und Hinweis auf Kraftquellen sein.

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