Verlust als aktuelles Grundproblem sehr umfangreich beschrieben
Dass Verlust ein aktuelles Grundproblem darstellt, ist nicht zu übersehen. „Gefühlt“ schwimmen Vielen „die Felle davon“, wenn sie an ihre eigene Zukunft oder die Zukunft ihrer Kinder denken. Andreas Reckwitz versteht es sehr gekonnt und umfangreich, dieses, aus seiner Sicht Grundproblem der Moderne, zu beschreiben.
Sehr umfassende Beschreibung, und dann?
Man könnte Reckwitz vorwerfen, wieso eine so umfangreiche Umschreibung eines Phänomens, das ja fast alle aufgrund ihrer Alltagserfahrung leicht nachvollziehen können, überhaupt nötig ist. Doch gerade dieser Umfang sorgt auch dafür, dass man bei Bedarf problemlos noch tiefer in die einzelnen Themen eintauchen kann. Und immer wieder verstecken sich zwischen den Texten genau die Sätze, die den eigenen erfahrbaren Alltag dann noch passender beschreiben und reflektieren.
Spätmoderne Verlusteskalation
Mich hat die Aufarbeitung der spätmodernen Verlusteskalation sehr angesprochen. Der Fortschrittsimperativ beginnt zu erodieren. Da wird versucht, mit Verlustreduktion i.S. einer Tendenz zur Abschwächung zu reagieren oder mit Verlustinvisibiliserung, d.h. es wird darauf mit Versuchen zur UnSichtbarmachung reagiert.
Und es findet eine Verlustbearbeitung statt. Diese zeigt sich in Form von Ausdifferenzierungsversuchen, Entwicklung von Verlustidentitäten oder sich entwickelnden Verlustkontroversen.
Schließlich entwickelt sich eine Verlustpotenzierung. Zum Beispiel strukturell: hier ist ein neuer Schub von Erschöpfungsverlusten sichtbar. Oder kulturell: hier stellt der Autor eine zunehmende Verlustsensibilisierung fest.
Auch wenn das Lesen nicht wirklich Freude macht, es lohnt sich.
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