Diese Empfehlung von Hendrik Musekamp hat mich auf den ersten Blick irritiert. Warum soll ich ein Kompliment nicht direkt formulieren, sondern ein Kompliment in eine Frage verpacken?
In einem lesenswerten Artikel geht Musekamp der Frage nach, wie wir Komplimente im Coaching nutzen können. Auf dem Hintergrund des lösungsfokussierten Vorgehens nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, das die Aktivierung der Ressourcen des Klienten im Blick hat, spielen natürlich Komplimente in der Therapie eine wesentliche Rolle. Denn Komplimente anerkennen die Ressourcen des Klienten und rufen sie ihm ggf. wieder ins Gedächtnis.
Seine These: „Ein Kompliment lässt sich wunderbar in einer Frage »verstecken«. Damit haben wir die Möglichkeit indirekt Stärken und Ressourcen zu bestätigen. Anstatt direkter Bestätigung wie, »Ich wette die meisten Menschen in Ihrer Position hätten aufgegeben. Ich bewundere Ihre Ausdauer!», könnten wir indirekt fragen: »Woher nehmen Sie die Ausdauer und das Durchhaltevermögen eine solche Situation durchzustehen?« Oder offener: »Was sagt das über Sie aus?«“.
Vielleicht ist diese therapeutische Kommunikation auch eine Anregung für die Mitarbeiterführung? Insbesondere, da bei Komplimenten immer auch die Gefahr mitschwingt, dass sich die/der Mitarbeiter*in aus der Perspektive des Vorgesetzten bewertet fühlt. Hier verhindert die Verpackung des Kompliments in einer Frage verhindert, dass überhaupt ein Anschein einer Bewertung entstehen kann. Und gleichzeitig erfahre ich noch etwas über die konkrete Herangehensweise des/der Mitarbeiters*in. Dadurch erhalte ich die Möglichkeit, ggf. den Wissenstransfer innerhalb des Teams zu unterstützen.
Ich werde die Empfehlung von Musekamp auf jeden Fall ausprobieren und bin auf die Erfahrungen gespannt!