Die Autoren sind erfahrene Professoren der BWL und formulieren es deutlich. Ihre These: Betriebswirtschaftslehre trägt zur Verrohung unserer Gesellschaft bei. BWL versteht sich als Hohepriester der Gewinnmaximierung.
BWL als Wissenschaft der Gewinnmaximierung?
Die Position von Kreiß und Siebenbrock ist eindeutig: BWL dient der Gewinnmaximierung! „Maximale Gewinne sind gut, richtig und wichtig. Unternehmen, die sich nicht daran halten, sollen und werden untergehen“ (S. 13) und das wird ständig gepredigt – so ihre Fundamentalkritik an der herrschenden BWL. Dieser Fundamentalkritik widmen die Autoren ca. 2/3 des Bandes, erst dann geht es darum, wie wir in die Zukunft starten.
Natürlich sind die Kritikpunkte berechtigt. Doch man kann annehmen, dass diese in der Zwischenzeit auch allgemein bekannt sind. Ich frage mich, ob sie wirklich diesen hohen Neuigkeitswert haben? Als Leser hätte ich mir die umgekehrte Schwerpunktsetzung gewünscht. 1/3 für die Problemanzeige, 2/3 für die Ideen, wie diese nicht zufriedenstellende Ist-Situation besser gestaltet werden kann.
Was kann jeder Einzelne Tun? – Wege in eine freundliche Zukunft!
Umso spannender liest sich das abschließende Kapitel „Wege in eine freundliche Zukunft“. Jetzt geht es darum, wie wir tatsächlich die Zukunft gestalten. Gerne greife ich ein paar Stichworte heraus:
„Begegnen Sie Ihren Mitmenschen freundlich!“ (S. 196). Schon alleine diese Grundhaltung verändert die Welt in ihren Grundfesten. Gehe ich tatsächlich zugewandt auf mein Gegenüber zu, werde ich in der Regel auch eine positive Rückmeldung erwarten können. Beispiele dazu finden sich beinahe überall – wie gut gelaunt durch den Alltag zu gehen.
Bedingungsloses Grundeinkommen?
Kritisch könnte man das Kapitel über das bedingungslose Grundeinkommen sehen. Die Idee scheint verführerisch. Ich bin, da ich auf der Welt bin, liebenswert und habe eine Daseinsberechtigung. In Form des bedingungslosen Grundeinkommens sehe ich diese Grundannahme bestätigt. Man könnte das Thema aber auch von einer anderen Seite her aufziehen:
- Was bedeutet es für die einzelne Person, wenn sie grundsätzlich alimentiert wird?
- Wäre es nicht passender, den Beitrag zum Ganzen zu honorieren?
Ich bin gespannt, wie Sie diesen Grundkonflikt erleben. Im Moment überzeugt mich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens noch nicht – aber vielleicht bin ich auch noch nicht wirklich reif dafür.
Ökonomie-Lehrbücher umschreiben
Auf den letzten vier Seiten finden sich zwei Forderungen, die für die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Diskussion Orientierungspunkte liefern können: Als erster Schritt: „Streichen der Gewinnmaximierung“ (S. 235). In Anlehnung an Peter F. Drucker geht es darum, Gewinn nicht als Ziel, sondern als Ergebnis der effektiven Erfüllung der Mission für den Kunden zu sehen. Und als zweiter Schritt das Gewinnstreben als Handlungsmaxime für Manager zu löschen. Auch hier bin ich gespannt, wie sich diese Diskussion konkretisiert!