Ein Leitfaden für die Praxis mit tollen Praxisbeispielen für verantwortliche Manager*innen
In der Neuauflage 2007 nimmt sich Ulrich Hemel vor, die Themen Korruption, Betriebsratsarbeit und Corporate Governance zusätzlich zu beleuchten. Er macht dies, wie in der ersten Auflage, am fiktiven, bewährten Beispiel der Firma Transdyn. Und führe ich mir die Unternehmensmeldungen ca. 15 Jahre nach Erscheinen der zweiten Auflage zu Gemüte, dann drängen diese Themen mehr denn je. Vielleicht kommt ja doch noch eine dritte Auflage zustande?
Konkrete Praxisbeispiele mit fundiertem ethischen Reflexionshintergrund
Was macht das Buch so wertvoll? Es sind die konkreten Praxisbeispiele des Autors, aus denen seine langjährige Erfahrung als Unternehmensberater sowie als Manager und Eigentümer sprechen, verbunden mit seinem äußerst breiten ethischen Hintergrundwissen. Nicht umsonst ist er seit fast 40 Jahren auch als Professor in der Theologie lehrend unterwegs.
Konkrete unternehmerische Herausforderungen
Es ist ein Genuss, die Beschreibungen der unternehmerischen Problemsituationen zu lesen und dem Autor bei seinem Feldgang durch die unterschiedlichsten ethischen Perspektiven zu folgen. Die zahlreichen Literaturangaben am Ende eines jeden Kapitels machen es dem Leser leicht, die einzelnen Perspektiven fundiert zu vertiefen.
Jede Ebene im Unternehmen hat ihre eigenen Möglichkeiten
Sehr deutlich wird, dass die Handlungsmöglichkeiten in einer Situation – je nach Führungsebene und Perspektive auf die fragwürdige Situation – sehr unterschiedlich ausfallen können. Nicht immer kann ich mit meinem Handeln etwas zur Veränderung beitragen (change it). Manchmal bleibt mir nur die Option des Aushaltens (love it) oder ich bin gezwungen, dieses berufliche Feld zu verlassen, um entsprechend meiner ethischen Maßstäbe integer bleiben zu können. Und dies immer in dem Wissen, dass unklar ist, ob ich an einem neuen Arbeitsplatz nicht wieder im gleichen Dilemma gefangen sein werde. Doch gilt es hier, laut Hemel, auf die Chance zu setzen, die ein Wechsel des Arbeitsgebers mit sich bringt. Flapsig gesagt: wenn man beim bisherigen Arbeitgeber bleibt und alle Veränderungsmöglichkeiten erprobt hat, dann ist auf jeden Fall sicher, dass sich meine ethische Zwangslage nicht auflösen wird. Dann sollte ich auf einen Wechsel setzen!
Es gibt keine eindeutigen Lösungen
Entgegen manchen Versuchen, ethisch fragwürdige Handlungssituationen mit klaren und eindeutigen Ratschlägen, meistens im Sinne der Tugendethik, zu lösen, wird bei Hemel deutlich, dass die Welt wohl nicht so einfach ist. Moralisch richtiges Handeln bleibt immer unter dem Vorbehalt, dass erst die Zukunft zeigen wird, ob es nicht doch eine bessere Handlungsmöglichkeit gegeben hätte. Und manchmal bietet der bestehende Zeitdruck auch nicht die Option auf eine vollständige ethische Reflexion meiner beruflichen Handlungssituation. Ethik für Manager muss also immer unter einem gewissen Vorbehalt einer der Entscheidungen nachfolgenden Erkenntnis aufgrund der entstehenden Praxis gesehen werden.
Es gibt nicht immer wirklich gute Lösungen
Aufgrund der Komplexität, der systemischen Vernetzung zahlreicher Handlungssituationen (z.B. Mitarbeiter*innen vor Ort und in anderen Teilen der Welt, Lieferketten, unterschiedliche Personenverständnisse u.v.m.) tauchen immer wieder Handlungssituationen auf, in denen sich keine wirklich guten Lösungen erarbeiten lassen. Wenn ich entscheide, dann entstehen daraus auch immer verwehrte Optionen für andere, sogenannte Nachteile.
Ulrich Hemel ist es auch mit dieser zweiten Auflage gelungen, die Komplexität der Ethik für Manager praxisnah aufzuarbeiten, ohne unzuverlässig zu vereinfachen. Ich bin schon auf die dritte Auflage gespannt!
Hier bestellen: