Sprachmuster erkennen – leichter kommunizieren
In einem Vortrag über das Gewinnen neuer Mitarbeitenden stand die Formulierung von Stellengesuchen im Zentrum des Interesses. Die These des Referenten: Wenn Stellenausschreibungen den Sprachmustern von Stellensuchenden gerecht werden, dann steigt die Trefferquote deutlich. Für mich klang das sehr vereinfachend, trotzdem war es für mich Motivation genug, in das Buch von Shelle Rose Charvet zu schauen. Und es hat sich gelohnt!
Das Language and Behavior Profile (LAB Profile)
Das LAB Profile ist das Herzensthema der Autorin: Was ist es? Wie wende ich es an? Woran kann ich mein Gegenüber und seinen Fokus erkennen?
Diesen Fragen geht die Autorin nach und zeigt zahlreiche Anwendungsoptionen für die Erkenntnisse aus dem LAB Profile auf.
Die Grundlagen: Chomsky, Meta-Programme und Sprach- und Verhaltensmuster
Eine wesentliche Quelle bilden die Arbeiten von Noam Chomsky mit der Beschreibung der Prozesse: Tilgung, Verzerrung und Generalisierung. Das Neurolinguistische Programmieren hat auf dieser Grundlage das Modell der Meta-Programme entwickelt.
Das LAB Profile stellt ein praktisches, leicht anwendbares Hilfsmittel dar, „damit Menschen verstehen lernen, was andere motiviert, wenn sie kommunizieren“ (S. 22). Das LAB Profile ist sozusagen der Statusbericht darüber, wie jemand auf eine bestimmte Situation reagiert.
Motivations- und Produktivitätsmuster
Der Großteil des Buches ist der konkreten Beschreibung der unterschiedlichen Motivations- und Produktivitätsmuster gewidmet. Am Beispiel Motivation kann man gut zwischen dem Sprachmuster ‚Hin-zu und Weg-von‘ unterscheiden. Umgangssprachlich auch ‚Zuckerbrot und Peitsche‘ genannt. Je nachdem, welches Muster bei meinem Gegenüber dominant ist, sollte ich eine zu übergebende Aufgabe eher im Muster ‚Hin-zu‘ oder ‚Weg-von‘ beschreiben, um die Chance zu erhöhen, dass mein Gegenüber der Aufgabe zustimmt. Ich mache es meinem Gegenüber damit leichter, mein Anliegen zu verstehen.
Ist Musteranpassung nicht Manipulation?
Häufig wird solchen Verfahren vorgeworfen, dass man damit manipulieren könnte. Das mag auf den ersten Blick so wirken, stimmt auf den zweiten Blick aber nicht. Ein großer Vorteil von Musteranpassungen ist, dass ich in meiner Kommunikation meinem Gegenüber nicht eine zusätzliche Schwelle aufbaue, meinen Inhalt nachvollziehen und verstehen zu können. Denn wenn mein Gegenüber anderer Meinung ist, dann werde ich auch mit noch so perfekter Musteranpassung keine Zustimmung erreichen.
Dies ist auf der Alltagsebene für uns selbstverständlich. Wenn unser Gegenüber z.B. am besten Englisch versteht und spricht, dann werden wir, sobald wir das bemerkt haben, recht zügig auf Englisch wechseln, um die Verständlichkeit unserer Aussage zu unterstützen. Analog kann man sich Sprachmuster erschließen.
Anwendungsmöglichkeiten für die Praxis
Knapp das letzte Drittel des Buches ist den konkreten Anwendungsmöglichkeiten gewidmet. Hier kommt der breite und jahrzehntelange Erfahrungsschatz der Autorin zu Geltung. Dieser lässt sich sehr leicht auf die eigenen Handlungsfelder übertragen.
Mein Fazit: ein Buch, dem man auch weiterhin zahlreiche Leserinnen und Leser wünscht. Es trägt sicherlich dazu bei, dass sich Menschen gegenseitig leichter verstehen.