Die Fastenzeit ist für mich immer wieder ein Impuls, von persönlichen Routinen zu pausieren und mir selbst ein Stück weiter „auf die Spur zu kommen“. Der temporäre Verzicht auf Genussmittel ist ein guter Einstieg. Ich werde dieses Jahr wieder den Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten in den Fokus nehmen. Meine Selbstbeobachtungsfrage für die Momente, in denen ich Lust auf Süßes oder Alkohol verspüre, wird sein: Für welches Bedürfnis steht meine momentane Lust auf Süßes oder Alkohol?
Momentanes Bedürfnis als Hinweis auf tiefere Bedürfnisse?
Meine Erfahrung mit den Momenten, in denen es mir gelingt von der sofortigen Bedürfnisbefriedigung innezuhalten und mir die Frage zu stellen, was mir im Moment das eigentliche Bedürfnis ist, ist immer wieder überraschend. Mal geht es tatsächlich nur um die direkte Bedürfnisbefriedigung, mal entdecke ich, dass ich eigentlich Sehnsucht nach etwas ganz anderem habe. Z.B. nach etwas, das vielleicht nur zart in meinem Hinterkopf anklingt oder nach etwas, bei dem ich keine so richtige Idee habe, wie ich es erreichen könnte oder oder oder …
Es ist auf jeden Fall häufig bereichernd, dieser Selbstexploration nachzugehen. Ich bin jetzt schon gespannt, was mich die Fastenzeit lehren wird.
Welche Werte sind mir wichtig?
Zusätzlich werde ich während der Fastenzeit noch eine zweite Selbstbeobachtung wagen. Angelehnt an meine persönliche Wertehierarchie, werde ich mir abends als Alternative zu einem Dankbarkeitstagebuch (https://www.loquenz.de/fastenzeit/) die beiden Fragen stellen:
- Wo habe ich mich heute mit einem meiner Kernwerte und Stärken erlebt?
- Wie war die Wirkung?
Wie kann ich meinen persönlichen Werten auf die Spur kommen?
An der Universität Zürich widmet sich das Team der Abteilung „Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik“ am Psychologischen Institut bereits lange Jahre der Frage, wie ich meine Kernwerte erkennen und meinen Stärken auf die Spur kommen kann. Es gibt dazu sehr gut validierte Testverfahren, die dort kostenfrei und auf Deutsch zur Verfügung gestellt werden. Eine sehr lesenswerte Einführung in das Thema findet sich unter http://www.positive-psychologie.ch. Dort wird unter den Links auch auf den Online-Stärkentest und entsprechende Trainingsprogramme verlinkt.
Ich selbst nutze die Tools auch immer wieder in Coachings mit Führungskräften. Und für alle, die sich intensiver einlesen möchten, bietet Melanie Hausler (Positive Psychologin in Innsbruck & Villach) weitere Hinweise. Vielleicht sind die 40 Tage Fastenzeit bis Ostern (die Sonntage sind ja von der Fastenzeit ausgenommen) sogar zu kurz.