Musterbrüche – bereits beim ersten Lesen
Die Autoren versprechen nach „Der Weg zur strapazierfähigen Organisation“ – „Das Experimentierbuch für Musterbrecher“ vorzulegen – so die Subline auf der Titelseite. Zumindest grafisch gelingt ihnen dieses Musterbrechen auf den ersten Blick. Anstatt Wort für Wort oder Zeile für Zeile zu lesen, springt das Auge fröhlich auf der Buchseite hin und her. Z.B. auf einen Frosch, dann auf die Aussage „grundsätzlich experimentierfeindlich“ auf ein Zitat „It´s the organization, stupid!“ (S. 6-7). Das mag den einen oder die andere verwirren. Mich haben die Darstellung und die Verbindung mit ’strapazierfähig‘ sofort angeregt, in das Buch reinzulesen und es schließlich zu kaufen.
Schon die Einleitung macht neugierig. Es geht den erfahrenen Beratern darum deutlich zu machen, dass die ausschließliche Orientierung am Effizienzparadigma uns nicht mehr weiterbringen wird. Ihnen geht es um „Strapazierfähigkeit“, strapazierfähig sein. Und ihr Versprechen: „Die Grautöne der Strapazierfähigkeit sind zu bunt. Komplexität verträgt sich nicht mit einfachen Checklisten, smarten Templates und linearen Abläufen“. Wer dieser These zustimmen kann, für den wird die Lektüre dieses Buches sehr wahrscheinlich eine Bereicherung darstellen. Und wer dieser These nicht zustimmen mag, weil man durchaus der Meinung sein kann, dass einfache Checklisten, smarten Templates und lineare Abläufe uns auch im betrieblichen Alltag weiterbringen, der fühlt sich vielleicht bei der Frage angesprochen: Und was machen wir bei Komplexität?
Ausbruch aus unseren Musterwelten
Im ersten Kapitel ist der Ausbruch aus unseren Musterwelten gefragt. Da uns Muster prägen und dadurch auch Unternehmen von Mustern geprägt sind, ist es nicht ohne, aus den gewohnten Mustern auszubrechen. Doch funktioniert Ausbrechen überhaupt? Die Autoren sind der Meinung „wer sich von einem Muster wegbewegt, ist bereits in einem nächsten“ (S. 31). Das Angebot der Autoren: Korrekturpfade zu suchen und mit diesen zu experimentieren.
Fast zahllose Einladungen zu experimentieren
Diese Einladungen zu experimentieren, scheint mir das Hauptanliegen des Autorentandems zu sein. Dazu liefern sie wirklich zahlreiche Anregungen und leiten diese aus Erfahrungen mit unterschiedlichsten Handlungssituationen und aus zahlreichen Interviews ab.
Experimente provozieren eine organisationale Immunreaktion
Am Ende des Buches weisen die Autoren darauf hin, dass die Organisation auf jeden Fall auf Experimente reagieren wird. Ihre These: sie wird mit Abwehr reagieren, da sie ja so bleiben möchte, wie sie ist. Die Antwort bzw. Aufforderung an Führungskräfte und Menschen, die Organisationen verändern möchten, darauf: „Es geht darum, dass Sie sich gegen die erwartbare Immunabwehr der Organisation immunisieren“ (S. 309) und strapazierfähig bleiben.
Man könnte sagen, das Buch ist eine Leseempfehlung für alle, die Freude an Experimenten haben und Lust darauf, sich gegen die Immunabwehr von Organisationen zu immunisieren. Womöglich ist der Begriff der Immunisierung auch etwas zu stark, vielleicht geht es auch um einen kreativen, schöpferischen Umgang mit Immunabwehr und dem strapazierfähig sein. Doch das wäre wahrscheinlich schon ein weiteres Buch…
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