Im Austausch mit meiner Kollegin Kerstin Rieso, Expertin für Resilienz und leichtgängige Zusammenarbeit in Unternehmen (z.B. mit Lean-Administration), ist ein Wort aufgetaucht, das mich fasziniert: ‚Hoffnungsstur‘.
Auf den ersten Blick weckt das Adjektiv „stur“ meinen Widerstand. Ist Sturheit wirklich etwas, das in den Kontext „Hoffnung“ passt?
Passen Sturheit und Hoffnung zusammen?
Forschungsergebnisse aus der Positiven Psychologie weisen darauf hin, dass es sich lohnen könnte, „hoffnungsstur“ zu sein. Die DGPP (Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie) charakterisiert in ihrem uPPdate – 07/23 Nr. 2 die Ergebnisse einer Studie mit folgenden Worten „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl handlungs- als auch wegebezogenes Denken als Aspekte der Hoffnung eine wichtige Rolle in Bezug auf die psychische Gesundheit spielen.“
Resilienz alleine?
In meinen Führungskräftecoachings und in den Führungswerkstätten ist das Thema Resilienz häufig im Mittelpunkt:
- „Wie gelingt es mir, mit den zahlreichen Anforderungen an mich als Führungskraft gut umzugehen?
- Wo kann ich besser priorisieren?
- Wo sollte ich stärker auf meine Regeneration achten?
- Welchen Konflikt sollte ich mit welcher Intensität aufnehmen?“
Die Hinweise darauf, was ich in meinem Führungsalltag beachten sollte, sind eindeutig und gut validiert. Es geht um ausreichend Schlaf, Bewegung, Essen als Vitalitätsquelle, gute Beziehungen, die Frage, aus welcher Kraftquelle ich schöpfen kann und wie ich mich zu meiner Endlichkeit verhalte bzw. meine Spiritualität pflege.
Diese Hinweise sind alle richtig und gut. Doch bei der Frage, wie ich mit den Dingen umgehen sollte, die ich nicht verändern kann, erlebe ich immer wieder, dass sich Ratlosigkeit breit macht. Klar, es gibt auch dazu tolle Hinweise wie das Gelassenheitsgebet (https://www.loquenz.de/change-it-love-it-or-leave-it/), doch eine Frage bleibt: „Was trägt mich hindurch?“.
Widerstandsfähigkeit und ‚hoffnungsstur‘
Mich hat der Hinweis von Kerstin Rieso angeregt, darüber nachzudenken. Muss ich wirklich alles optimieren? Meinen ‚Circle of Control‘ möglichst ausweiten? Oder wie kann es mir gelingen, zu erleben, dass nicht alles gelingt und ich trotzdem an meiner Intention dranbleibe?
Das Wort ‚hoffnungsstur‘ stellt für mich in diesem Kontext einen guten Hinweis dar. Was hilft mir, in der Hoffnung zu bleiben? Denn nur, wenn es mir gelingt, in dieser Grundhaltung auf die Welt zu schauen, entdecke ich auch die Optionen, in bzw. mit denen ich mich einbringen kann.
Und für alle, die weiterlesen möchten, zwei Tipps.
Zum einen die Studie: Corrigan, J. A., & Schutte, N. S. (2023). The relationships between the hope dimensions of agency thinking and pathways thinking with depression and anxiety: A meta-analysis. International Journal of Applied Positive Psychology.
Zum anderen der fundierte Newsletter „uPPdate – Aktuelle Forschung der Positiven Psychologie kompakt“, der regelmäßig Forschungsergebnisse der Positiven Psychologie zur Verfügung stellt. Der Newsletter kann unter https://www.dgpp-online.de/studien kostengünstig abonniert werden.
#Hoffnungsstur