Wertschätzung – auf jeden Fall, doch wie genau?
Die Wertschätzungskette liefert zahlreiche Beispiele, für mangelnde Wertschätzung und auch einige gelungene Beispiele für gelebte Wertschätzung
Die über 30 Jahre Erfahrung in der Bankenwelt und im Wirtschaftsleben, merkt man Korndörffer an. Es fällt ihm leicht, Beispiele für Missstände anzuführen. Damit wird er dem Untertitel „Warum wir uns Chefs ohne Empathie nicht leisten können“ sicherlich gerecht. Unter dem Titel „Wertschätzungskette“ hätte ich mir mehr konkrete Hinweise für das persönliche Führungsverhalten oder Vorschläge auf Organisationsebene gewünscht.
Korndörffer gliedert sein Buch in Handlungsbereiche, die auch Forderungen enthalten. Angefangen bei Fühlbarkeit, Glaubwürdigkeit und Transparenz über Kompetenz, Autorität und Verbindlichkeit bis hin zu Kontinuität, Reflektiertheit und Machtbewusstsein. Das Kapitel Konsequenz und ein kurzer Epilog runden das Buch ab.
Auf jeden Fall hat es mich inspiriert, mich weiter mit dem Thema Wertschätzung auseinander zu setzen (siehe Loquenz-Beitrag: Wertschätzung – Trendthema oder Fleißaufgabe?)
Gut zu lesen
Was der Autor auf jeden Fall leistet: Die Wertschätzungskette ist wirklich leichtgängig und verständlich zu lesen. In der Regel schildert er Missstände, die er in der eigenen Berufstätigkeit erlebt hat oder die wir aufgrund der allgemeinen Berichterstattung teilen. Daraus leitet der den entsprechenden Verbesserungsbedarf ab. Hin und wieder ergänzt durch wirklich pfiffige Beispiele aus der selbst erlebten Unternehmenspraxis.
Dementoren von Absurdistan
Gekonnt lehnt sich der Autor in Wertschätzungskette an andere Autorinnen und Autoren an. Z.B. mit dem Begriff der Dementoren an die Welt des Harry Potters von J. K. Rowling. Mir sind diese Ausflüge etwas zu umfangreich geraten und häufig verbleiben sie ausschließlich in der ausführlichen Problembeschreibung. Für andere mag das abwechslungsreich und inspirierend wirken.
Konsequenz – Frechheit siegt
Manchmal gelingt es dem Autor, mit den eigenen Erlebnissen und z.T. Heldentaten, Sachverhalte wunderschön auszuleuchten. Mit dem Kapitel 10 über seinen nächtlichen Anruf bei einem Vorstandsmitglied nebst aus dem Schlaf gerissener Gattin, gelingt es ihm perfekt. Ein sehr schönes Beispiel, dass Beförderung gerade nicht an Ja-Sagen und Nicht-Anecken gebunden ist.
Inspirationen zur Wertschätzung
Wer Inspirationen auf unterschiedlichsten Ebenen und Handlungsfeldern zum Thema Wertschätzung im Betrieb sucht, ist mit diesem Buch gut beraten. Wer dem Phänomen der Wertschätzung nicht nur aufgrund persönlicher Managementerfahrung auf den Grund gehen möchte, der wird vom Buch wahrscheinlich enttäuscht werden.