Die Wertstrom-Organisation: Wertschöpfende Tätigkeiten in den Fokus nehmen, kontinuierlich lernen und Verschwendung vermeiden: Agilität radikal zu Ende gedacht von Torsten Scheller
Agilität radikal zu Ende gedacht – der Meister hat nachgelegt
Schon vor fünf Jahren, hat mir „Auf dem Weg zur agilen Organisation: Wie Sie Ihr Unternehmen dynamischer, flexibler und leistungsfähiger gestalten“ des Autors sehr gut gefallen. Mit der Wertstrom-Organisation hat Scheller deutlich weitergedacht. Ob „radikal zu Ende gedacht“ möge jede/r Leser*in selbst entscheiden.
Nüchtern in der Sprache – exakt im Inhalt
Auf den ersten Blick mag die Sprache des Buches manche Leser*innen abschrecken. Der Autor hat eine sehr nüchterne Sprache gewählt, die ohne emotionale Schnörkel genügt. In Kombination mit seiner äußerst systematischen Herangehensweise mag das für manche fast stichwortartig wirken. Mir hat das gut gefallen, weil damit nicht vom eigentlichen Inhalt abgelenkt wird.
Die Kernfragen der Wertstrom-Organisation
Schneller arbeitet sich mit seinem Buch an den Kernfragen der Wertstrom-Organisation entlang:
- Wozu ist Organisation da?
- Wie ist der Kunde Ihrer Organisation?
- Was ist das Produkt Ihrer Organisation?
- Wie und wodurch entsteht dem Kunden durch das Produkt Ihrer Organisation welcher Wert?
- Wo in Ihrer Organisation entsteht das, was zu diesem Wert führt?
- Wie organisiert und verbessert Ihre Organisation kontinuierlich dieses “Wo in Ihrer Organisation entsteht, das, was zu diesem Wert führt?“?
- Wie koordiniert und führt Ihre Organisation deren Projekte, Produkte und Initiativen?
Zusatzfrage: Wie verteilt Ihre Organisation die Produktivitätsverbesserungen?
Wer den Umgang mit Fragen zur Unternehmenszukunft, Unternehmensstrategie und deren Umsetzung gewohnt ist, dem mögen diese Kernfragen der Wertstrom-Organisation vertraut vorkommen. Mich hat die Zusammenschau dieser Fragen fasziniert. Und, eine Zusammenschau auf einem anthropologischen Hintergrund, den ich voll und ganz teile.
Organisationen sind für Menschen da – als Kunden und als Mitarbeiter!
Scheller erliegt nicht dem Versuch, Menschen verkürzt als „Humankapital“ oder als „Konsumenten“ zu verstehen. Für ihn ist in diesem Sinne „Kundenzentrierung“ kein zusätzlicher Humanismus, sondern schlichte Logik: „Einer Organisation, welche die richtigen Dinge tut – und dies auch noch dauerhaft -, kann nichts passieren. Weder kann sie bankrott gehen noch vom Wettbewerb geschlagen werden. Zudem bietet sie dauerhaft sichere Arbeitsplätze für ihre Mitarbeiter“ (S. 27).
Agilität – Hilfsmittel für Alles?
Mit Bezug auf das Cynefin-Framework verdeutlicht der Autor, dass in der Agilität keineswegs das Allheilmittel liegt. Agile Vorgehensweisen sind für komplexe Situationen das Mittel der Wahl. Komplizierte Situationen sind dagegen das bevorzugte Feld für klassische Analysetechniken. Das Cynefin-Framework ist aber entscheidend für den Kontext, in dem der Wertstrom fließt. Damit ergibt sich logischerweise das Motto: „Die Struktur des Produktes bestimmt die Struktur seines Wertstromes“ (S. 85).
Soll-Wertstrom als „best guess“
Auch beim Soll-Wertstrom gilt der abnehmende Grenznutzen bei Perfektionierung. Konkret: den besten möglichen Wertstrom zum Zeitpunkt der Erstellung zu entwerfen – doch keinen Anspruch darüber hinauszustellen. Warum? Auch bei der Realisierung des Soll-Wertstromes werde ich garantiert neue Erkenntnisse haben, die den neuen „best guess“ Richtung Optimum modifizieren. Und das immer im Bewusstsein, dass es zuerst um Effektivität und erst dann um Effizienz gehen sollte.
Wie mit der Wertstrom-Organisation starten?
Durch Tun. Und dafür liefert Schneller im abschließenden Kapitel IV einen klaren und knappen Leitfaden. Auch wenn die gut 200 Seiten davor das Thema in der notwendigen Breite entfaltet haben, hier bündelt der Autor auf die wesentlichen Punkte. Vielleicht für manche eine Option, in das Buch einzusteigen.
Standardwerk zur Wertstrom-Organisation
Mein Fazit: das passende Standardwerk zur Wertstrom-Organisation und auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
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