„Seit mein jüngstes Kind im Altersheim ist, kann ich loslassen.“ – Wie gestalten Sie den Generationenübergang?

Generationenübergang im Familienbetrieb – nicht immer ein einfaches Thema

Bei der Begleitung von Generationenübergängen in Familienbetrieben taucht recht häufig der Vorwurf der nachfolgenden Generation auf, dass die Senioren doch leichter loslassen sollten.

Aus Sicht der Jungen ist diese Forderung absolut verständlich, können diese doch erst dann ihre Kompetenz, ihr Verantwortungsbewusstsein und das in sie gesetzte Vertrauen der übergebenden Generation voll unter Beweis stellen, wenn sie auch letztverantwortlich entscheiden dürfen. Und da wirkt ein Zögern oder gar Bremsen der abgebenden Generation nicht motivierend. Ganz im Gegenteil: Es kann wie ein immer wieder auftauchender kleiner Stich in Richtung der bei der übernehmenden Generation sicherlich auch vorhandenem Selbstzweifel wirken. Und so die inneren Fragen („Schaffe ich das wirklich? Überhebe ich mich mit der Nachfolge nicht? Bin ich wirklich allem gewachsen, was auf mich zukommen wird?“) verstärken.

Verantwortungsbewusstsein der abgebenden Generation

Das Zitat „Seit mein jüngstes Kind im Altersheim ist, kann ich loslassen“ stellt bei genauerer Betrachtung nicht nur eine bremsende oder verzögernde Grundhaltung der älteren Generation dar, sondern es kann auch auf ihr hohes Verantwortungsbewusstsein hinweisen. Schließlich möchte keine Vorgängergeneration die nachfolgende Generation überfordern und insofern am liebsten ein gut bestelltes Feld hinterlassen.

Lässt man das Zitat etwas länger auf sich wirken, dann bieten sich mehrere mögliche Interpretationen an, auf welche Dimensionen es wirklich verweisen mag:

  • Erleichterung und Vertrauen:
    Die ältere Generation fühlt sich erleichtert, dass die jüngere Generation nun die Führung übernimmt. Die Generation der Senioren hat Vertrauen in die Fähigkeiten der Nachfolger und kann sich nun zurückziehen und loslassen.
  • Übergang und Veränderung:
    Der Übergang der Verantwortung kann emotional herausfordernd sein, aber auch eine Chance für Wachstum und Erneuerung darstellen. Die ältere Generation kann sich nun auf andere Lebensbereiche konzentrieren, während die jüngere Generation neue Ideen und Energie in das Unternehmen einbringt.
  • Sorge und Hoffnung:
    Das obige Zitat könnte auch eine Mischung aus Sorge und Hoffnung ausdrücken. Die ältere Generation könnte sich Sorgen machen, ob die Nachfolger den Herausforderungen gewachsen sind, aber gleichzeitig hoffen, dass das Unternehmen weiterhin erfolgreich bleibt.
  • Loslassen und Akzeptanz:
    Das Zitat könnte auch die Akzeptanz des natürlichen Lebenszyklus eines Familienbetriebs darstellen. Die ältere Generation akzeptiert, dass es Zeit ist, loszulassen und der nächsten Generation die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Wege zu gehen und das Unternehmen zu führen.

Generationenfolge im Familienbetrieb ist immer auch ein komplexes Thema bezüglich der Familiendynamik

Aus unserer Beratungserfahrung heraus, werden die Feinheiten in der psychologischen Dynamik bei einem Generationenübergang häufig unterschätzt. Gerade in der letzten Samstagsausgabe unserer lokalen Tageszeitung war wieder ein fast eine Seite umfassender Artikel abgedruckt, in der die steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Aspekte des Generationenübergangs mustergültig betrachtet wurden. Die IHKs und Handwerkskammern bieten dazu wunderbare Checklisten und exzellente Beratung an.

Richtig spannend und in der Regel auch erfolgskritisch wird es aus meiner Erfahrung heraus, wenn sich beim Generationenübergang die Familiendynamiken mit den Übergabe- und Nachfolgedynamiken vermischen. Die bei Nachfolgesituationen immer auftretende Dynamiken wie z.B. ‚Mut als Nachfolger Position zu beziehen‘ und ‚Mut als abgebender Teil auf die selbst ausgesuchte Nachfolgeperson zu vertrauen‘, wird im Familienunternehmen zusätzlich von der Eltern-Kind-Dynamik beeinflusst und manchmal auch überlagert.

Raum für den Austausch in Nachfolgesituationen

Mit unserer kleinen Veranstaltungsreihe „Familienunternehmen im Dialog: Nachfolgeprozesse erfolgreich gestalten“ im Juni & Juli 2025 wollen wir diesen vielfältigen Facetten der Nachfolgedynamik einen geschützten Raum geben.
Gemeinsam mit der Beraterkollegin Melanie Huesmann, die selbst aus einer Unternehmerfamilie stammt (https://melanie-huesmann.de/ueber-mich/) und auf Veränderungsprozesse und Unternehmensnachfolgen spezialisiert ist, werde ich mit meiner Erfahrung z.B. als Beirat in einem Familienunternehmen, an diesen drei Abenden diesen und ähnlichen Fragen, die für das Gelingen einer Nachfolgesituation entscheidend sind, nachgehen.
Noch gibt es für den ersten Themenabend am 4. Juni „Wie starten wir klug?“ freie Plätze.

Und anmelden können Sie sich gern hier:

#Generationenübergang

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