So lautete der Vorwurf eines ehemaligen Mitarbeiters an mich. Verbunden mit der Aufforderung, restriktiver zu führen. Ich sollte kontrollieren, ob die Kolleginnen und Kollegen nicht z.B. Erledigungen für das Büro mit privaten Besorgungen kombinierten und damit unnötig lange abwesend seien. Deren Arbeitszeit könnte doch effizienter genutzt werden, wenn die Unterbrechungen nicht so lange dauern würden…
Kollegen kontrollieren? – Was zählt? Input oder Output?
Nach diesem Vorwurf hatte ich eine interessante Diskussion darüber, was eigentlich entscheidend beim Arbeiten ist. Ist es das Engagement, der Einsatz, die Anwesenheitszeit u.ä.? Oder ist es der Effekt, den ich für die Kundinnen, Kollegen oder unsere Qualität erreiche? Und damit einen positiven Beitrag zu unserem Unternehmensergebnis leiste, der sich über kurz oder lang auch an unserem betriebswirtschaftlichen Ergebnis wird messen lassen können?
Das gemeinsame Ziel im Fokus des Engagements
Ich bin überzeugt: Als Führungskraft hat man die wesentliche Aufgabe, vielleicht passt ja der Vergleich mit einem Dirigenten, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Zielvorstellung so konkret zu entwickeln, dass alle eine individuelle Perspektive haben, welchen Beitrag sie wie zum Erreichen dieses gemeinsamen Zieles leisten können. Wie dieser Beitrag im Detail aussieht, dafür ist die einzelne Mitarbeiterin die Expertin. Dazu besitzt sie die Fachkenntnis und die Berufserfahrung, um die konkrete Ausgestaltung verantwortlich zu übernehmen. Erst recht gilt dies bei Veränderungen oder Störungen.
Schnelle Reaktionen bauen auf der Fachkenntnis der Mitarbeiterinnen auf
Arbeiten bedeutet immer auch ein Reagieren auf Veränderungen. Sei es auf Seiten des Kunden oder dessen Kunden, sei es auf Seiten von Lieferanten, Produktionsprozessen, gesetzlichen und gesellschaftlichen Veränderungen u.v.m. Schnelles Reagieren kann dann entstehen, wenn der einzelne Mitarbeiter um das Gesamte weiß und sein individuelles Erleben in diesem Gesamtrahmen einordnen kann. Daraus ergibt sich für ihn die persönliche Handlungskompetenz und die Entscheidung, ab wann er sich mit Kolleginnen und Kollegen oder den Führungskräften abstimmen sollte.
Bei uns kann man machen, was man will – ja, im Sinne des gemeinsamen Zieles!
Je länger ich den Vorwurf des ehemaligen Mitarbeiters reflektiert habe, umso sicherer wurde ich mir. Ja, bei uns kann man tatsächlich machen, was man will – unter der Voraussetzung, dass das gemeinsame Ziel den Fokus des Engagements bildet. Wir kontrollieren nicht die Kollegen, da vertraue ich tatsächlich der fachlichen und persönlichen Kompetenz der Kolleginnen und Kollegen. Und wenn sich das effizient mit privaten Bedürfnissen kombinieren lässt, umso besser😊!