Eine Ode an die Liebe, die Vitalität und das ungeschönte Leben
Ein Mann, der kurz nach seinem 50. Geburtstag an Alzheimer erkrankt. Eine Botschaft, die man kaum zu denken wagt und doch hat sie die Autorin mit ihrem Mann Marc und den drei Kindern erlebt, erleben müssen, dabei aktiv gestaltet und erduldet. Das alles beschreibt sie offen, direkt, mit einem Schuss Sarkasmus und doch immer liebevoll in diesem Buch.
Konventionen
Diese besondere Lebenssituation wird von der Umgebung rasch mit Konventionen gefüllt. Was „man“ zu tun hat, nicht mehr darf oder unbedingt sollte. Das lustige Alzheimer-Bingo auf der Buchinnenseite lässt eine Ahnung entstehen, mit welchen wohlgemeinten Ratschlägen man in dieser Situation konfrontiert ist … Auch noch so gut gemeinte Ratschläge können halt auch als Schläge ankommen.
Vitalität – in den großen und kleinen Dingen
Mich hat v. a. die ungeheure Vitalität angesprochen, die aus den Schilderungen von Katrin Seyfert spricht. Die Situation annehmen, nicht in ihr versinken, sondern die vitalen Punkte und Versatzstücke darin entdecken. Die Wetten der Kinder auf das, was der Vater wohl vom Einkaufen mitbringt und was er wohl vergisst, sind eine eindrückliche Episode. Es kommt immer auf die Perspektive an, die man zu einer Situation einnimmt. Und die Kinder scheinen dabei sehr gute Lehrmeister zu sein – ihr Verhalten wirkt unabhängiger von gängigen Konventionen.
Die Liebe bleibt
Sehr bewegt hat mich das Erleben der tiefen Liebe, die zwar durch die äußeren Umstände herausgefordert ist, aber nie in Frage gestellt wird. Und die die Autorin immer intensiver entdeckt, empfindet und auch in überfordernden Situationen lebt.
Dieses Buch ist Zeuge einer gelingenden Beziehung unter zunehmend schwer werdenden Umständenund dem Druck von Konventionen. Es ist anregend, traurig, immer wieder auch lustig und v.a. liebevoll und vital!