Der Autor, Betriebsarzt in einem Stahlwerk und Experte für Männergesundheit macht auf eindrückliche Weise – anhand eigener Erfahrungen und mithilfe von Interviewpartnern – deutlich, wo die Hemmschwellen beim Thema Männergesundheit liegen, welche Erfahrungen im Umgang mit diesen Hürden vorliegen und wie mit diesen Hürden produktiv umgegangen werden kann.
Im ersten Teil geht Kölln auf die Spezifika des männlichen Gesundheitsverhaltens ein. Anhand des Sorge-Vorsorgemodells wird deutlich: Rauslassen, Ausgleichen, Aufnehmen. Nur das richtige Wie ist die Frage. Im zweiten Teil (Privatleben) ist besonders der Blick auf Männer mit Migrationshintergrund spannend. Eine besondere Lebenssituation, die in der Regel nur am Rande Berücksichtigung findet. Im dritten Teil (Arbeitsleben) skizziert Kölln die aktuellen Anforderungen in Form des fortlaufenden Zwanges zur Selbstoptimierung und wirft einen Blick auf die „Unfälle“ der Männer. Nachdem er im vierten Kapitel die Grundbedürfnisse des Mannes:
- Das Rauslassen – Die Bewegung – „Alles was uns runter bringt“
- Das Ausgleichen – Die Regeneration – „Alles, was uns wieder Kraft gibt“
- Das Aufnehmen – Das Orale – „Alles, was in den Mund reinkommt“ aufzeigt,
folgt der ausführliche Praxisteil über die restlichen 2/5 des Buches mit:
- Männergesundheitsgespräch und -kommunikation,
- Männergesundheitsförderung – Beispiele vor allem aus der betrieblichen Praxis und
- Werkzeugkiste für die Arbeit mit Männern.
Weiterführende Literaturhinweise schließen das Werk ab.
Bei so vielfältigen Praxisbeispielen kann man natürlich immer streiten, ob man jeder Aussage im Detail zustimmen kann. Ist es z.B. sinnvoll, bei der Nutzung von Pedelecs darauf hinzuweisen, dass Mann auch ein Fahrrad ohne elektrische Unterstützung nutzen könnte oder ist es nicht sinnvoller, die Nutzung des Pedelecs zu würdigen und zu umfangreicherer Nutzung anzuregen? Die Würdigung der Praxistipps hängt letztendlich von der konkreten betrieblichen Situation des Lesers ab.
Mein Gesamteindruck: Der Band lohnt sich nicht nur für diejenigen, die im Betrieblichen Gesundheitsmanagement engagiert sind (Betriebsärzte, Gesundheits- und BEM-Beauftragte, Betriebsräte und Personaler) sondern v.a. auch für Führungskräfte. Will ich als Führungskraft die Resilienz von Mitarbeitern unterstützen, dann heißt es eben auch in meinem Führungsverhalten auf diese geschlechtsspezifischen Unterschiede einzugehen.
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