Die Psychologie der Macht (2025)
Verantwortung für eine ‚reife Form von Macht‘ übernehmen
Die Grundidee von Schermuly: Macht über das eigene Handeln hat nur jede Person selbst. Also gilt es persönlich die Verantwortung für eine ‚reife Form von Macht‘ im Alltag, in Organisationen und in der Gesellschaft zu übernehmen. Dazu möchte der Autor mit seinem Buch anregen und unterstützen.
Wie geht er dabei vor? Indem er das Thema von den unterschiedlichsten Seiten her beleuchtet. Angefangen von den verschiedenen Definitionen und der Frage, warum sich viele ohnmächtig fühlen, über ihre unterschiedlichen Formen (Bestrafen, Belohnen, legale und legitimierte Macht, Expertenmacht und die ‚mächtig wirkende Erscheinung von charismatischen Menschen) bis hin zu biologischen Faktoren für Körperbau und geistige Fähigkeiten.
Spannend sind in diesem Kontext die Folgen von Macht und ihrem Verlaust auf der physiologischen Ebene. Da mag sich der eine oder die andere auch im eigenen inneren Erleben wiederfinden.
Macht verändert
Sehr unterschiedlich sind die möglichen negativen Folgen. Sie macht glücklich, sie kann Mitgefühl schwinden lassen, es besteht die Gefahr andere Menschen nur noch als Objekt zu sehen, sie enthemmt, korrumpiert und verändert die persönliche Kommunikation. Das mag auf den ersten Blick deprimierend erscheinen. Schermuly geht es bei dieser Darstellung vor allem darum, für diese mögliche negativen Folgen zu sensibilisieren.
Typische Wege zur Macht
Die Beschreibung der typischen Wege zur Macht lässt einen skeptisch werden. Offensichtlich wirken Faktoren, die selbst schwer zu beeinflussen sind, nach wie vor. Sei es die Attraktivität, Körpergröße, Name, Verwandtschaft, Geschlecht und Persönlichkeitsfaktoren. Nur mein Verhalten kann ich selbst wirkungsvoll beeinflussen. Unter der Überschrift „Strukturen der Macht“ betrachtet der Autor abschließend die Vor- und Nachteile von Hierarchien und warnt vor deren größter Schwäche: dem blinden Autoritätsgehorsam – Milgram lässt grüßen.
Verantwortungsvoll mit Macht umgehen
Über die erste Hälfte des Buches befasst sich C. Schermuly mit den problematischen Seiten des Phänomens Macht. Es ist eine wissenschaftlich fundierte und ausdifferenzierte Tour d’Horizon zu den psychologischen Prozessen hinter Machtdynamiken in Organisationen und Gesellschaft, die zudem noch sehr gut zu lesen ist.
Im zweiten Teil steht die Frage im Raum, wie ein verantwortungsvoller Umgang damit gelingen kann. Hier entfaltet der Autor seine eigentliche Wirkung. Sowohl für die individuelle Ebene als auch auf der Ebene der Organisation bietet er zahlreiche Impulse sowohl für die persönliche Reflektion und Beobachtung als auch Empfehlungen für das individuelle Verhalten.
Macht reflektieren
Letztendlich geht es darum, den eigenen Weg zur Macht und meinen Umgang mit ihr, gut zu reflektieren. Der Rat des Autors ist eindeutig: „Werden Sie sich klarer über ihre eigene Machtmotivation und versuchen Sie, auf Ihrem Weg zur Macht langfristig eher ein sozialisiertes Machtstreben zu entwickeln oder zu erhalten. Holen sie sich gleichzeitig Menschen in Ihr Umfeld, die ähnlich ticken“ (S. 165).
Den Ausführungen von Schermuly und seinen Anregungen zur Selbstreflexion kann man nur zahlreiche Leserinnen und Leser wünschen.
#Macht #Psychologie