Häufig erlebe ich als Idealbild die Erwartung von Führungskräften, sich in einer Belastungssituation wie ein Bambus verhalten zu können. Ich gehe als Führungskraft aktiv mit der belastenden Situation um und schwinge danach – wie ein Bambus – in meine Ausgangsstellung zurück.
Genau so wird Resilienz häufig skizziert. Es geht um die die Fähigkeit, sich von Rückschlägen, Veränderungen und Herausforderungen zu erholen und gestärkt daraus hervorzugehen. Es geht darum, nicht nur Widerstandsfähigkeit zu zeigen oder dagegen anhalten zu können, sondern auch flexibel und anpassungsfähig zu sein. Resiliente Führungskräfte lernen aus ihren Erfahrungen und entwickeln Strategien, um zukünftige Herausforderungen besser bewältigen zu können.
Tipps und Strategien zur Förderung von Resilienz
Die Hinweise für Führungskräfte, wie sie selbst resilienter werden können, sind vielfältig. Hier ein paar Tipps:
Ein Ansatzpunkt ist die optimierte Selbstreflexion und Achtsamkeit. Indem ich mir regelmäßig die Zeit nehme, um über meine Stärken und Schwächen nachzudenken und mir überlege, wie ich diese verstärkt einsetzen kann, um Belastungssituationen besser zu meistern. Auch Achtsamkeitsübungen (MBRS) oder körperorientierte Verfahren wie Meditation oder Yoga können Ihnen dazu beitragen, im belastenden Moment präsent zu bleiben und den Stress besser abzubauen.
Ebenso hilft die Pflege von beruflichen und privaten Netzwerken. Durch den Austausch mit anderen Führungskräften können sich mir neue Perspektiven eröffnen oder konkrete Unterstützungen in schwierigen Zeiten ergeben.
Auch eine gesunde Lebensweise ist die Grundlage, um Belastungen besser zu tolerieren. Dazu gehört die ausgewogene vitale Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Ist mein Körper gesund, hat mein Geist eine Chance, sich widerstandsfähig zu verhalten. Ist mein Körper geschwächt, muss ich mit dieser Belastung in Belastungssituation zusätzlich umgehen.
Und schließlich der Umgang mit Zielen. Idem ich mir klare und erreichbare Ziele setze, gelingt es mir leichter, diese Ziele konsequent zu verfolgen. Die Ergebnisse einer solchen ‚Strategie in kleinen Schritten‘ sind kleine Erfolgserlebnisse, die mein Selbstvertrauen und dadurch meine Resilienz stärken.
Resilienz ist nicht alles!
Doch genügt es, als Führungskraft an der Steigerung der persönlichen Resilienz zu arbeiten? Ein klares Nein.
Denn um mit Judith Mangelsdorf (Professorin für Positive Psychologie) zu sprechen: „Lange galt Resilienz als das Ideal gelingender Bewältigung. Doch die Forschung zeigt heute: Es gibt weitere Wege, wie Menschen, Organisationen und ganze Gesellschaften mit Leid umgehen können – nicht nur, um ihm Raum zu geben, sondern auch um dadurch Entwicklung zu ermöglichen.“
Sie skizziert dabei drei Weg der Bewältigung von Belastungssituationen. Zum einen Resilienz, als zweites ‚(Posttraumatisches) Wachstum‘ und als drittes ‚Antifragilität‘. Wer dazu detailliert nachlesen möchte: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7330980411642150914/.
Antifragilität entwickeln
Der Begriff Antifragilität wurde von Nassim Nicholas Taleb geprägt (Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität – Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. 2018) und beschreibt Systeme, die durch Stress, Unordnung und Herausforderungen nicht nur widerstandsfähiger werden, sondern sich verbessern und wachsen. Im Gegensatz zur Resilienz, die auf Widerstandsfähigkeit abzielt, geht es bei der Antifragilität darum, aus dem Chaos Nutzen zu ziehen und sich weiterzuentwickeln. Als Führungskraft ist es entscheidend, nicht nur selbst antifragil zu sein, sondern auch eine Kultur der Antifragilität im Team zu fördern. Dies bedeutet durch Führung einen Rahmen zu schaffen, in dem Mitarbeitende lernen können, Herausforderungen als Chancen zu sehen und an ihnen zu wachsen.
In meiner Beratungserfahrung mit Führungskräften stelle ich dabei immer wieder fest, dass verschiedene Elemente diese Antifragilität bei Führungskräften fördern können.
- Hoffnungsstur
Im Gespräch mit meiner Kollegin ist der Begriff „hoffnungsstur“ aufgetaucht. Und Forschungsergebnisse aus der Positiven Psychologie weisen klar darauf hin, dass es sich lohnen könnte, „hoffnungsstur“ zu sein. Wer weiterlesen möchte: www.loquenz.de/hoffnungsstur-resilienz-weitergedacht.
- Vulnerabilität tolerieren
Eine zweite Facette ist die Fragestellung, wie stark es mich auslenkt, wenn ich feststelle, dass ich doch verletzlich, vulnerabel bin. Frauke Rostalski hat mit „Die vulnerable Gesellschaft: Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit“ im vergangenen Jahr ein sehr anregendes Buch darüber geschrieben, warum es sich lohnt, Verletzlichkeit zur riskieren (www.loquenz.de/die-vulnerable-gesellschaft-verletzlichkeit).
- Umgang mit Scheitern lernen
Wenn ich mich verletzlich zeige, dann sollte ich auch über Optionen verfügen, mit meinem Scheitern umzugehen. Hier bieten sich mindestens vier Wege an, diesen Umgang mit Scheitern zu meistern: Reframing; Key-Learnings entwickeln; klar, die persönliche Resilienz entwickeln und Fehler als Helfer begreifen. Wer sich für Details zu diesen Wegen interessiert: www.loquenz.de/scheitern-vier-tipps-zum-umgang-damit.
Zum Thema Resilienz noch zwei Informationen „in eigener Sache“:
- Resilienz – für weniger Stress und mehr Zufriedenheit als Führungskraft
Welche Mechanismen und Methoden Führungskräfte bei der Bewältigung schwieriger Situationen unterstützen und wie diese dazu beitragen, ihre Resilienz bzw. Widerstandskraft zu stärken, dazu bietet meine Kollegin Kerstin Rieso in Zusammenarbeit mit der Thomas Morus Akademie in Bensberg vom 11. bis 12. November 2025 wieder einen Workshop an: Resilienz – Als Mensch in der modernen Arbeitswelt „widerstandsfähig“ bleiben. - Resilienz – auch ein Thema auf organisationaler Ebene
Die Resilienz in Organisationen wird auch durch Strukturen, Organisationsweisen und Führungsverhalten beeinflusst.
Kerstin Rieso und unsere Kooperationspartnerin Annette Bantel-Kochan haben sich – auf der Grundlage des Betrieblichen Gesundheitsmanagements – auf diese Themenfelder spezialisiert.
Wenn Sie eine Sparringspartnerin suchen … Kerstin Rieso und Annette Bantel-Kochan freuen sich auf Ihre Kontaktaufnahme.