Führung heißt entscheiden. Im Vorfeld jeder Entscheidung gilt es die Situation angemessen zu reflektieren. In der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie aktuell bin ich auf einen etwas älteren Artikel gestoßen. Dieser schlägt fünf Denkmuster als besonders hilfreich für Führungskräfte im Sinne der reflektierenden Praktikerin vor:
- Optimale Vereinfachung
Die Komplexität einfach in die Einzelteile zu zerlegen funktioniert nicht, da das Ganze mehr ist, als die Summe der Einzelteile. Deshalb gilt die Faustregel, lieber Komplexität zu überschätzen, als zu unterschätzen. Hilfreich kann sein, nach Mustern und Kipppunkten zu schauen. Die eigene Intuition ist in dieser Phase wenig hilfreich.
- Das Prinzip der russischen Puppen
Stecke ich in einer russischen Puppe – habe ich einen Problemaspekt im Blick -, dann fällt es mir schwer, die russischen Puppen – die Entscheidungssituation – als Ganzes zu erfassen. Deshalb gilt es möglichst die Helikopterperspektive einzunehmen. Dann haben wir die Chance gegenseitige Abhängigkeiten und Schnittstellen zu entdecken.
- Einheit von Freiheit und Verantwortung
Entscheidungen finden häufig zwischen den Polen freier Wettbewerb und Privateigentum sowie Solidarität und sozialer Ausgleich statt. Zusätzlich habe ich als Entscheider den Spielraum zwischen „Ich“ und „Rolle“ zu gestalten. Ich werde nie eine zu 100 Prozent richtige Entscheidung finden, sondern sollte auch die Konflikthaftigkeit der Situation thematisieren.
- Im Zentrum steht der Mensch
Die Wirtschaft ist für den Menschen da. Umgekehrt funktioniert dieser Satz nicht. Es gilt also in Entscheidungssituation vom Maßstab Mensch her zu denken. Siehe dazu auch das Buch von Dr. Hans Günther Ullrich „Maßstab Mensch“ (https://www.loquenz.de/buecher/wirtschaftsordnung-oeconomia-semper-reformanda-est/).
- Ganzheitliche Erfolgsmessung
In der Zwischenzeit ist deutlich, dass einseitige Ansätze wie der Shareholder-Value-Ansatz oder der Customer-Value-Ansatz u. ä. nicht mehr auf Dauer tragfähig sind. Die Gemeinwohl-Ökonomie bietet Ansätze, den Beitrag zum Ganzen zu fassen. Hier gilt es für jede Führungskraft wie auch Organisation den individuell passenden Ansatz für die Erfolgsmessung zu erarbeiten.
Sicher ist: Die Lernreise des/der reflektierenden Praktikers/-in geht nie zu Ende. Doch gerade das macht es ja so spannend, Führungskraft zu sein 😊.
Und für alle, die an dem vollständigen Artikel interessiert sind: www.alexandria.unisg.ch/260561/1/WPA%202-20_Meynhardt.pdf.